WG für Senioren: In Remchingen wohnen acht Demenzkranke zusammen
Remchingen-Nöttingen. Nur wegen der Diagnose Demenz gehört man noch lange nicht zum alten Eisen: Das stellen die acht Senioren unter Beweis, die seit Januar in der Demenz-WG der Remchinger Diakoniestation am Nöttinger Brunnhäldenweg leben.
„Ich fühle mich richtig wohl hier. Alleine könnte ich mich nicht mehr versorgen – aber hier kann ich neben meiner Betreuung sogar noch mithelfen“, freut sich eine Patientin aus Nöttingen: „Jetzt kommen wir gerade vom Einkaufen.“ Wenig später wartet in der großflächigen Wohnküche schon eine Hauswirtschafterin auf fleißige Küchenhelfer: Jeder, der möchte, kann beim Schnippeln mit anpacken. Für die richtige Würze sorgen die eigenen Kräuter, die die Senioren bereits nach wenigen Wochen mit Tomaten und Salat aus den rollstuhlgerechten Hochbeeten im Demenz-Garten ernten können. Ein Senior aus Darmsbach überlässt das Abschmecken derweil seinen weiblichen WG-Mitbewohnerinnen und wirft am rustikalen Gemeinschaftstisch neben Brettspielen und Blumen wie von zu Hause gewohnt einen Blick in die Zeitung. Nach dem freiwilligen Tischgebet lassen es sich die Senioren schmecken.
„Ich habe jahrelang in einem großen Hotel gearbeitet und bin es gewohnt, unter Menschen zu sein – deshalb fühle ich mich hier wohl“, freut sich auch Katharina Ulshöfer, die es kaum erwarten kann, nach dem Mittagessen eine Partie „Mensch-ärgere-dich-nicht“ oder „Halma“ zu spielen. Da setzen sich auch immer mal wieder Konfirmanden und Schüler mit an den Tisch, die zum Spielen, Basteln, Spazierengehen oder Singen vorbeischauen. Auch Ehrenamtliche sind jederzeit willkommen und für kleine Unterstützungen weiterhin gesucht.
„Auch wenn der Start mit einigen Herausforderungen verbunden war, sind wir sehr zufrieden mit dem Zusammenleben in der Demenz-WG“, resümiert Alexandra Fassler die ersten Monate. Die Mitarbeiterin der Diakoniestation ist verantwortlich für die Koordination der angestellten Alltagsbegleiterinnen, Hauswirtschafterinnen und die Ehrenamtlichen, die die WG mit vielfältigen Diensten bereichern: „Es ist unheimlich schön, zu sehen, wenn die Bewohner zum Du untereinander übergehen, zusammen Schupfnudeln rollen, Wäsche zusammenlegen oder sich gegenseitig Becher oder Gabel halten. Natürlich sind es alle Erwachsene, die zwischendurch auch mal mit unterschiedlichen Meinungen aufeinandertreffen können.“ Aber dafür habe ja jeder sein eigenes Reich als Rückzugsort für sich oder die Familie – die sich jederzeit in den WG-Alltag einbringen kann.
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