Gemeinden der Region
Illingen -  27.07.2023
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Wegen Kärcher-Schließung: Illingen will im Gewerbegebiet mitreden

Illingen. Die Ansiedlung des Logistikers Prologis, der im Illinger Gewerbegebiet Schweichling den Bau von großen Distributionshallen plant, konnten Gemeinderat und Verwaltung nicht verhindern. Zähneknirschend mussten sie dem Vorhaben zustimmen. Bürgermeister Armin Pioch möchte diese Erfahrung nicht noch einmal machen, wenn Ende 2026 das Unternehmen Kärcher seinen Standort in Illingen schließt. Deshalb will die Gemeinde dort Einfluss auf die künftige Gewerbeentwicklung nehmen.

„Prologis hat uns zu denken gegeben“, sagte Pioch am Dienstag in der Gemeinderatssitzung in der Schützinger Festhalle. Um Einfluss auf die Entwicklung nehmen zu können, braucht die Gemeinde die entsprechenden finanziellen Mittel. Deshalb stellt sie einen Antrag auf Aufnahme in das Programm der Städtebauförderung 2024 des Landes Baden-Württemberg. Die Antragsstellung wird begleitet von der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH. Die Kosten liegen bei 7600 Euro netto, plus fünf Prozent für Nebenkosten und Fortschreibung des gesamtörtlichen Entwicklungskonzeptes (GEK) um den Bereich „Gewerbe“ nach Aufwand.

Dem einstimmigen Beschluss ging eine angeregte Diskussion voraus. Einige Räte schienen skeptisch und hakten gründlich nach bei Dieter Ehlert, Wüstenrot-Bereichsleiter für Baden-Württemberg und seiner Kollegin, Projektleiterin Maren Gerhäusser. CDU-Rat Winfried Scheuermann kritisierte scharf, dass der Gemeinderat erst so spät über das Vorhaben informiert worden war.

Ehlert betonte, dass die Entwicklung nur eines Grundstücks nicht gefördert werde, sondern über Jahre hinweg ein ganzes Gebiet. Das von ihm vorgeschlagene Untersuchungsgebiet zur Vorbereitung des Sanierungsgebiets „Industrie Ost Teil III“ ist rund 13 Hektar groß.

Änderungen sind noch möglich, denn Ehlert betonte, dass nur eine grobe Antragsstellung möglich ist, da die Unterlagen bis zum 2. November 2023 eingereicht werden müssen. Im Antrag formuliere man Grundgedanken wie „Neuordnung des Gewerbeareals“. Bei der Aufnahme in das Programm würden förderwürdige Kosten zu 60 Prozent gefördert. 40 Prozent müssen durch die Gemeinde gegenfinanziert werden.

Der 2. November sei sportlich, räumte Pioch ein, jedoch wolle er dem freien Markt nicht freie Hand lassen. „Ab wann haben wir die Zügel in der Hand?“, wollte UBL-Fraktionsvorsitzender Sascha Reich wissen. Was, wenn morgen ein Investor auf den Plan trete? Vorkaufsrecht und Veränderungssperren müssten da greifen, wurde in der Diskussion gefordert.

Bauamtsleiter Thomas Mörmann betonte, dass durch das Planungsrecht allein keine aktive Einflussnahme auf Entwicklungen genommen werden könne. Ziel müsse es letztendlich sein, über Fördermittel die Entwicklung zu steuern, betonte Hauptamtsleiter Sven Holz. In der Vergangenheit habe man immer nur reagiert. Bei einer Aufnahme in das Programm gibt es voraussichtlich zunächst eine Anschubfinanzierung über drei bis vier Millionen, die in den folgenden Jahren aufgestockt werde, erläuterte Ehlert.

Es geht darum, den Schuh in die Tür zu stellen, damit sie offen bleibt“, so Pioch über die Antragsstellung und verwies auf die erfolgreiche Erschließung des Luigareals. Er könne sich vorstellen, dass zur weiteren Entwicklung ein Ausschuss gebildet werde. Seiner Meinung nach bietet sich in dem Bereich kleinteiliges Gewerbe an. Dabei habe er auch das lokale Gewerbe im Blick.

Autor: Ulrike Stahlfeld