Weinbauverbände des Landes warnen vor fehlenden Helfern
Auch vor der Corona-Krise hing die Qualität des in Baden produzierten Weins von vielen Faktoren ab. So etwa vom richtigen Zusammenspiel von Sonne und Regen. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kommen nun weitere Punkte hinzu, die sich der Kontrolle der Winzer entziehen.
So etwa die Frage, wie lange die Ausgangs- und Kontaktbeschränklungen noch gelten werden und ob es an Helfern auf den Weinbergen mangeln wird. Zumal die sich Arbeit in den kommenden Wochen mehren wird, die Haupt-Laubarbeiten stehen bevor. Regionale Winzer sind in dieser Hinsicht optimistisch. Manche leiden aber wie die Weingüter Jaggy in Ötisheim und Häußermann in Diefenbach darunter, dass man wegen Corona dort nicht wie früher einkehren kann.
Frank Jaggy, Inhaber des gleichnamigen Weinguts, zeigt sich insgesamt nicht sorglos, aber vorsichtig optimistisch: „Für unseren Betrieb besteht derzeit kein Problem. Allerdings weiß ich durchaus von anderen Weingütern, bei denen das anders aussieht.“ Der Winzer bezieht sich dabei auf einen Hinweis, der von den Geschäftsführern des Badischen und des Württembergischen Weinbauverbands veröffentlicht wurde. Sorgen haben die Verbände wegen vielleicht fehlender Arbeitskräfte, die besonders in den kommenden Monaten auf den Weinbergen gebraucht würden: „Das wird kritisch für die Betriebe“, so der Präsident des Weinbauverbands Württemberg, Hermann Hohl. Ob dies tatsächlich eintrifft oder nicht, ist laut Jaggy schwer abzusehen. Zudem gelte es, zunächst die Aufgaben zu lösen und anzugehen, die sich den Winzern aktuell stellen würden – wie etwa fehlende Einnahmen durch den eingeschränkten Betrieb der Gastronomie-Sparte.
So habe die Familie im vergangenen Jahr in Renovierungsarbeiten der Weinstube investiert. Mit Corona habe jedoch keiner rechnen können. Ganz fallen die Umsätze aber doch nicht weg, es gelte nun zu improvisieren. „Meine Frau kam auf die Idee einer Weinstube to go.“ Diese habe seit vergangenem Dienstag geöffnet und der Zuspruch vonseiten der Kunden sei durchweg positiv, so der Winzer. „Die Gäste können ihr Essen telefonisch bestellen und frisch zubereitet abholen.“ Die Bezahlung erfolge dann beinahe kontaktlos, per Kartenzahlung.
Keine schlaflosen Nächte
Auch Christian Häußermann, Inhaber des Diefenbacher Weinguts Häußermann, hat derzeit noch keine schlaflosen Nächte. „Ich bin optimistisch auch in diesem Jahr wieder einen guten Wein auf die Flasche zu bekommen. Ich mache mir jetzt noch keine Sorgen über Dinge, die vielleicht noch kommen könnten“, so Häußermann. Wenngleich sich seine Gedanken um die Mitarbeiter seiner Wengertstube drehen. Die ist derzeit geschlossen. Das sei ein Problem, zumal die Personalkosten jeden Monat trotzdem zu Buche schlagen. Würde er in der Wengertstube ein Lieferkonzept anbieten, wäre das schlicht nicht kostendeckend. Seit April sei er gezwungen gewesen, seine Angestellten, die in der hauseigenen Gastronomie tätig sind, in Kurzarbeit zu schicken. Ein Schritt, der ihm nicht leichtgefallen sei. „Man macht sich natürlich Sorgen um die Mitarbeiter. Daran hängen schließlich Existenzen.“ Auch dass auf beiden Weingütern diverse Feiern und vor allem Hochzeiten abgesagt werden mussten, lässt beide Winzer auf ein baldiges Ende der Krise hoffen.