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Bildung -  11.10.2019
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Wie Analphabeten lesen lernen - Internationaler Bund eröffnet Grundbildungszentrum

Pforzheim. „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil“: Was für den einen nur ein Spruch sein mag, ist für andere tagtäglich die bittere Wahrheit. 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland und rund eine Million in Baden-Württemberg können nicht richtig schreiben und lesen, wie eine Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2018 ergeben hat. Für sie kann schon der Kauf einer Fahrkarte oder der Abschluss eines Handyvertrags zu einer großen Herausforderung werden. Grund genug für das Kultusministerium, insgesamt acht Grundbildungszentren in Baden-Württemberg zu installieren, eines davon beim Internationalen Bund (IB) in Pforzheim.

Neben Lese- und Schreibkompetenzen soll hier auch grundlegendes Wissen zu Themen wie Gesundheit, IT, Rechnen oder Ernährung vermittelt werden, so die Organisatorinnen des Grundbildungszentrums Pforzheim/Enzkreis (GBZ), Anne-Katrin Miftah und Inga Läuter. „Es geht um einen ganzheitlichen Ansatz, der die Menschen stärken und für die Herausforderungen des modernen, immer weiter digitalisierten Alltags fit machen soll“, so Miftah. Mehr als 62 Prozent dieser funktionalen Analphabeten seien erwerbstätig, mehr als die Hälfte von ihnen habe Deutsch als Herkunftssprache und rund 76 Prozent gar einen Schulabschluss, so die Hamburger LEO-Studie. „Wir haben offensichtlich ganz immense Löcher in unserem Schulsystem, mit deren Folgen wir nun umgehen müssen. Die Grundbildungszentren sind dafür eine hervorragende Chance“, sagt Läuter.

Mitte des Monats startet beim IB der erste Grundbildungskurs, der einer kleinen Gruppe von Teilnehmern die Möglichkeit bietet, zweimal in der Woche am Nachmittag kostenfrei zu lernen. „Wir nehmen maximal zehn Personen in diesen Kurs auf, damit ein möglichst individuell gefördertes Lernen möglich ist – in einem geschützten Umfeld“, sagt Miftah. Die Hemmschwelle, sich diesem noch immer tabuisierten und stigmatisierenden Thema zu stellen, sei bereits hoch genug, Prüfungsdruck oder ähnliches sei deshalb fehl am Platz, sagt Läuter.

Mehr lesen Sie am Mittwoch, 9. Oktober, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: pm