Wie läuft die Doppelsuche nach Bürgermeistern in Schömberg und Engelsbrand?
Schömberg/Engelsbrand. Die Schömberger und Engelsbrander haben am 8. März eines gemeinsam: Sie wählen eine neue Bürgermeisterin oder einen neuen Bürgermeister. Während die Bewerbungsfrist in Engelsbrand bereits seit ein paar Wochen läuft, ohne das es bisher offiziell Interessenten für die Stelle im Rathaus gibt, startet die heiße Phase in Schömberg erst in wenigen Tagen. In beiden Gemeinden läuft die Suche nach geeigneten Kandidaten. Die können sich noch bis Anfang Februar melden.
Schömberg:
„Wollen BM mit Herzblut“
Auf aktiver Suche sei seine UWV nicht, sagt der Vorsitzende der größten Schömberger Fraktion, Udo Bertsch (Archivfoto: UWV-Fraktion). Das muss sie offensichtlich aber auch nicht. „Es haben sich schon Kandidaten aus der Deckung gewagt. Wie ich es prophezeit habe: Sieht so aus, als ob Schömberg doch nicht so unattraktiv ist.“
Wann auch offiziell jemand seine Bewerbung im Rathaus abgibt, kann der Modehaus-Besitzer nicht sagen. „Das hängt natürlich von der jeweiligen Strategie ab.“ Manche wollten vielleicht nicht gleich am 20. Dezember um 0 Uhr am Briefkasten stehen und sich zu früh verheizen.
Auf die Frage, wer das am besten sein sollte, hält sich der Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses erst einmal zurück: „Ich habe eine gewisse Neutralitätspflicht. Wir freuen uns, wenn es viele Kandidatinnen und Kandidaten gibt.“ Später wird er dann doch konkreter: Die UWV wolle jemand, „der mit Herzblut“ dabei ist. „Für uns ist das das Wichtigste.“
Bürgernähe gehöre ebenfalls zum perfekten Kandidaten. Er müsse mit den Menschen und auch der Verwaltung umgehen können.
Engelsbrand sieht Bertsch nicht als Konkurrenz. „Das sind zwei paar Stiefel. Schömberg ist die deutlich interessantere Gemeinde. Der Job ist aber auch mit mehr Arbeit verbunden.“
„Ich bin zuversichtlich“
„Ja, es gibt Gespräche mit potenziellen Kandidaten und es sind auch welche auf uns zugekommen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende im Schömberger Gemeinderat, Friedbert Stahl (Archivfoto: Christa Kusterer). Die Bewerbungsfrist in Schömberg beginnt zwar erst am 20. Dezember, trotzdem haben sich die Christdemokraten schon auf die Suche nach geeigneten Kandidaten gemacht. „Ich bin zuversichtlich, dass wir qualifizierte Bewerbungen bekommen“, meint der Oberlengenhardter. Ob die noch vor Weihnachten eingehen, vermag er nicht zu sagen.
Schömberg sei eine attraktive Gemeinde mit Handwerk, Handel, knapp 60 Vereinen, einem starken Ortskern, Kliniken, Schulen und einem Berufsförderungswerk. Genau das müsse die neue Bürgermeisterin oder der neue Bürgermeister auch erhalten, sagt Stahl, auf die nötigen Qualitäten der Bewerber angesprochen. Diese sollten später auch konstruktiv mit dem Gemeinderat zusammenarbeiten, die Anliegen der Bürger erkennen sowie Führungsqualitäten mitbringen und die Rathausmitarbeiter motivieren. In Schömberg müsse die oder der Neue nicht unbedingt wohnen.
Zum Fakt, dass Schömberg und Engelsbrand gleichzeitig wählen und nach Bewerbern suchen müssen, meint Stahl: „Da gibt es keinen Konflikt. Schömberg und Engelsbrand haben eine unterschiedlich gute Struktur.“
„Wir führen Gespräche“
„Wir haben schon mögliche Kandidaten angesprochen. Es sind aber auch schon welche auf uns zugekommen“, erzählt Jörg Krax, Vorsitzender der Schömberger MUZ-Fraktion.
In der aktuell schweren Finanzsituation brauche es jemand mit Verwaltungserfahrung, „der den Laden irgendwie am Laufen hält. Wichtig ist auch, dass niemand kommt, der das Blaue vom Himmel verspricht und dann nichts davon einhält.“ Für die MUZ zähle auch nicht das Parteibuch. „Die Zeiten sind vorbei. Die- oder derjenige muss ins System passen.“
Ob sich noch vor Weihnachten jemand aus der Deckung wagt, kann Krax (Archivfoto: Uwe Mayer)nicht voraussagen. „Ich bin nicht enttäuscht, wenn keiner gleich um 0 Uhr am Briefkasten steht. Der Bewerbungszeitraum dauert noch eine Weile.“ In Schömberg bis 10. Februar, 18 Uhr.
Schömberg und Engelsbrand seien zwei völlig unterschiedliche Gemeinden mit unterschiedlichen Ansprüchen. Deshalb sieht Krax kein Problem, dass beide Gemeinden gleichzeitig wählen und nach Bewerbern suchen.
Engelsbrand:
„Müssen uns gedulden“
„Es gibt Interessenten im Hintergrund. Die Frage ist, wann sie sich aus der Deckung wagen“, sagt Yvonne Dast-Kunadt, Vorsitzende der Bürgerliste Engelsbrand. Ihre Fraktionskollegen und sie hätten frühzeitig nach geeigneten Kandidaten Ausschau gehalten. „Wir waren und sind auf der Suche.“ Gleichzeitig seien potenzielle Bewerber auf sie zugekommen.
„Wir sind hoffnungsvoll, dass wir jemand Gutes präsentieren“, so die Grunbacherin (Archivfoto: Fux). „Trotzdem müssen wir uns gedulden, bis etwas im Briefkasten des Rathauses liegt. Wir können noch so viel Gespräche führen und Interessensbekundungen bekommen. Erst wenn eine Bewerbung abgegeben ist, ist es fix – und das liegt nicht in unserem Machtbereich.“ Vielleicht passiere das noch nächste Woche. Ansonsten sei die Wahrscheinlichkeit im neuen Jahr dann wieder größer. Bis 9. Februar, 18 Uhr, ist Zeit.
„Schömberg ist eine attraktive Gemeinde und der Zeitpunkt hätte besser sein können mit der gleichzeitigen Wahl“, so Dast-Kunadt. „Aber auch Engelsbrand ist attraktiv, lebendig und engagiert.“ Die Gemeinde zeichne ein toller Zusammenhalt aus, dort gebe es Gestaltungsspielräume und eine solide finanzielle Basis.
„Viele lehnen dankend ab“
„Es ist jemand auf uns zugekommen. Die Gespräche laufen noch und ich bin optimistisch“, sagt Jonas Probst von der EngelsbranderCDU-Fraktion. Ansonsten gestalte sich die Suche nach geeigneten Kandidaten jedoch schwierig. „Viele sind abgeschreckt und lehnen dankend ab.“ Probst (Archivfoto: Fux) macht dabei Anfeindungen gegen Bürgermeister auf Social Media und im echten Leben verantwortlich. Zudem sei der Beruf des Bürgermeisters mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden.
„Den perfekten Kandidaten gibt es nicht“, sagt Probst. Dennoch spricht er ein paar Punkte an: Motiviert und erfahren müsse ein Bürgermeister sein. Dazu gehöre ein gewisses Rechtsverständnis. Vom Fach, also Verwaltungserfahrung, sei wünschenswert, aber nicht zwingend. „Das ist ein Erfahrungsberuf. Es ist gut, wenn jemand einen neuen Blickwinkel auf Dinge hat.“
Die Doppelwahl bringt den Christdemokraten nicht aus der Ruhe. „Die Gemeinden sind nicht zu vergleichen. Engelsbrand ist kleiner, aber wir müssen uns nicht verstecken.“ Probst hebt die finanzielle Lage und die relativ gute Vergütung hervor. „Ich würde mir wünschen, dass nächste Woche jemand aus der Deckung kommt.“
„Keiner rennt uns die Bude ein“
„Wir brauchen jemand, der top qualifiziert, hochmotiviert und erfahren ist. Wir können uns aber niemanden backen“, sagt Alexander Mekyska (Archivfoto: Archivfoto: Fux) von der Fraktion Lebenswertes Engelsbrand. „Wir hören uns auch schon um, aber ohne Ergebnis. Hier rennt uns keiner die Bude ein. Was willst du als ehrenamtlicher Gemeinderat auch machen? Ich bin keine Personalagentur.“
Mekyska macht die aktuelle politische und finanzielle Lage der Gemeinden verantwortlich. „Wenn das so weiter geht, wird sich bald keiner mehr finden, der sich das antut. Vielleicht sind die Anforderungen an die Bürgermeister zu hoch.“ Der Grunbacher geht während des Telefongesprächs sogar so weit, darüber nachzudenken, was passiert, wenn sich überhaupt niemand in Engelsbrand bewerben sollte. Dann müssten die ehrenamtlichen Stellvertreter mit dem Gemeinderat ran. „Die Kommune wird nicht schließen“, meint der Kommunalpolitiker entspannt. „Wir schauen, was eintritt. Hoffentlich nicht die schlechteste Option.“ Vielleicht überlege es sich ja doch noch jemand über die Weihnachtsfeiertage.
„Das ist etwas ungünstig“, sagt er zu Schömberg. Und so mancher Kandidat könnte die Nachbargemeinde vielleicht als attraktiver ansehen. Konkurrenz sieht Mekyska trotzdem keine.
