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Klassik -  31.07.2019
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Zeitreise in die Wiener Klassik in St. Sebastianskirche in Neuhausen

Neuhausen. Das Streichquartett des Vereins Musik auf der Höhe nimmt seine Zuhörer in der St. Sebastianskirche in Neuhausen mit auf eine Zeitreise in die Wiener Klassik: Werke von Mozart, Haydn und Beethoven stehen auf dem Programm. Den Einstieg bildet eines der sechs Streichquartette op.3, die 1777 unter dem Namen Joseph Haydn veröffentlicht wurden. Dabei ist es gut möglich, dass die Kompositionen von einem Zeitgenossen und Bewunderer Haydns stammen. Der katholische Geistliche und Bratschenvirtuose Roman Hofstetter könnte sich hinter dem Namen verbergen, zumal sich die Stücke damit besser verkaufen ließen. Mit ihrer klaren Struktur und Leichtigkeit eignen sie sich in jedem Fall für eine gelungene Einstimmung auf den Konzertabend.

Über die Stückauswahl hinaus trägt auch die historische Aufführungspraxis der Musiker zu einem stimmigen und authentischen Auftritt bei. Der Begründer des Trios, Gerd-Uwe Klein an der ersten Violine, seine Tochter Rahel Klein am Violoncello und Michael Hanko an der Bratsche und zweiten Violine spielen auf Instrumenten in der Bauart des 18. Jahrhunderts. Sie haben kraftvoll klingende Darm- anstelle von Stahlsaiten, die das Stimmen zwischen den Sätzen erfordern. Der Kammerton ist mit 430 Hertz deutlich tiefer als die heute üblichen 440 Hertz, wodurch sich ein besonders weicher, dunkler Klang ergibt.

All das passt gut zum historischen Ambiente, das die spätgotische Friedhofskappelle St. Sebastian bietet, findet Julia Ströbel-Bänsch aus Mühlhausen. Die Solo-Oboistin im Ensemble Bach-Collegium der Internationalen Bachakademie ergänzt das Streichtrio aus Schömberg für Teile des Konzerts. Auch ihr Instrument unterscheidet sich durch mehr Grifflöcher anstelle von Klappen und insgesamt weniger Mechanik von seiner modernen Version. Darauf übernimmt Ströbel-Bänsch die virtuosen Passagen in Mozarts Oboenquartett in F-Dur KV 320 für den Mannheimer Hofmusiker Friedrich Ramm sowie in den beiden Quartetten in F-Dur für Oboe von Joseph Fiala.

Mit Beethovens Serenade für Streichtrio in D-Dur op. 8 ist das Dreigestirn der bekanntesten Komponisten der Wiener Klassik schließlich komplett. Bei den sechs lebhaften und facettenreichen Sätzen lässt sich leicht vergessen, dass nicht mehr als drei Musiker den Raum mit Klängen füllen und dabei unterschiedlichste Stimmungen und Emotionen transportieren.

Autor: Sofia Morelli