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Straubenhardt -  29.09.2019
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Zu viele Wildschweine in der Region: Jäger informieren sich über Tricks zur Jagd

Straubenhardt-Conweiler. Wildschweine – seit Jahren gibt es zu viele davon. Auch im Enzkreis. Die Jäger kommen den gebärfreudigen Waldbewohnern mit der Flinte nicht mehr bei. Jetzt droht auch noch die Afrikanische Schweinepest aus dem Nachbarland Belgien. Auf Einladung des Enzkreis-Forstamts gab Berufsjäger Lukas Beck von der Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg Tipps, wie man mehr der Tier erwischen kann. Über 100 Jäger aus dem Enzkreis folgten dem Vortrag in der Turn- und Festhalle in Conweiler.

Es sieht fast aus wie Krieg. Da werden Geländekarten mit sich bewegenden Punkten analysiert, Schussfelder besprochen und die Schwächen des Gegners aufgezeigt. Der versteckt sich nämlich zu gern im Dickicht und ist extrem anpassungsfähig. „Im Odenwald, wo ich herkomme, leben gefühlt 40 Prozent der Wildschweine in der Stadt“, führt Beck aus. Es sei essenziell, die Jagdmethoden besser auszuschöpfen. „Wir schießen 60 Prozent unserer Wildschweine mit den ineffektivsten Methoden“, sagt er. 26 Stunden wartet ein Jäger im Schnitt auf dem Hochsitz, bis er einen der Schwarzkittel erlegt. Bei der Drückjagd, für die Beck an diesem Abend wirbt, sind es nur acht Stunden. Dabei scheuchen Treiber die Tiere aus ihrem Unterschlupf, die dann von Schützen erlegt werden können.

Wie akut das Problem ist, zeigen weitere Zahlen. Werde ein Revier drei Jahre nicht bejagt, würden rechnerisch pro Sau bis zu 64 Nachkommen folgen. Die Vermehrung der gebärfreudigen Paarhufer habe in den vergangenen Jahren noch einmal stark zugenommen. Der Grund: der Klimawandel. Der milde Winter schütze die Neugeborenen und schaffe ganzjährig Nahrungsquellen. Beck plädiert deshalb für vermehrte gemeinsame Drückjagden.

Ein Problem, auf das Walter Horlacher vom Veterinäramt aufmerksam macht, ist die in Belgien und Tschechien festgestellte Schweinepest. „Da sind bereits Existenzen vernichtet worden“, erklärt er. Die größte Erfolgsaussicht sei die frühzeitige Diagnose. Darum sein Appell: Die Jäger sollen unbedingt Proben bei Fallwild, also Wild, das ohne Gewalteinwirkung zu Tode gekommen ist, nehmen und einsenden: „Macht es nicht wie die drei Affen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.“

Autor: Constantin Hegel