Zwei Schwestern, eine Mission: Wiernsheimerinnen engagieren sich für Kinder in Kenia
Wiernsheim. "Viele Menschen helfen zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen". Das ist die Übersetzung des afrikanischen Begriffes "Naretoi". Denn so heißt der Wiernsheimer Entwicklungshilfeverein, den die beiden Schwestern Heike Längle (54) und Birgit Faas (51) im Jahr 2010 ins Leben riefen.

In den vergangenen zwei Jahren erfolgte der Kontakt zwischen ihnen und dem gleichnamigen kenianischen Verein "Naretoi" mit dem Vorsitzenden Moses Sikona und dem Mitinitiator John Masak in Kenia wegen der Corona-Pandemie allerdings nur online. Aber wer die Vorgeschichte dieser beiden „Naretoi“ Hilfsvereine kennt, ist von dem, was in den vergangenen zwölf Jahren in Kenia passiert ist, begeistert.
Fotosafari als Ausgangspunkt
Die Hintergründe dieser außergewöhnlichen Geschichte gehen auf das Jahr 2004 zurück. Damals reisten die beiden Schwestern mit ihrem heute 82-jährigem Vater Gerhard Faas am 26. Dezember 2004 für drei Wochen zu einer Fotosafari im Naturschutzreservat Massai Mara in Kenia. Am gleichen Tag war übrigens der verhängnisvolle Tsunami in Thailand.
Deshalb bleibt das Datum unvergessen. "Wir waren schon als Kinder große Fans von Bernhard Grzimek (1909 bis 1987)", sagen die beiden. Und Grzimeks Dokumentarfilm, "Serengeti darf nicht sterben", hat die Familie damals total beeindruckt. Deshalb wollten sie 2004 die Schauplätze dieser Filme in echt sehen. Und bei dieser Fotosafari trafen sie den Naturparkführer John Masak, damals unter 18 Jahre alt, der ihnen von seinem Traum für ein besseres Leben im Talek Center erzählte, wo sich rund 10.000 Familienverbände als Dörfer angesiedelt haben.
Aus diesem Kontakt entstanden schließlich die Hilfsprojekte und der Verein "Naretoi", der seit dem Jahr 2010 Kindern in Kenia eine Ausbildung mit Schulpatenschaften ermöglicht. Klassenzimmer wurden mittlerweile gebaut und ein Brunnenprojekt gefördert. Im Jahr 2014 wurde dann der gleichnamige kenianische Verein "Naretoi" begründet.
Die Schwestern Heike Längle und Birgit Faas sorgen in Deutschland für die Geldmittel, die über Spenden, Schulpatenschaften und ihren jährlichen Adventkalender zusammenkommen und John Masak und Moses Sikona verwenden die Mittel vor Ort.
Mangel wegen Corona
Auch in Kenia hat das Corona-Virus seine Spuren hinterlassen und die Ehrenamtlichen John Masek und Moses Sikona vom Kenianischen Verein "Naretoi" konnten als Touristenführer mangels Reiseverkehrs und Besuchern nur eingeschränkt arbeiten.
Deshalb haben die Schwestern im vergangenen Jahr sogar acht Aktionen mit insgesamt rund 50.000 Euro Gutscheinen für Lebensmittel organisiert. Denn: "Die Massai konnten mit ihren Tieren kein Geld mehr verdienen, weil die Tiermärkte wegen Corona verboten waren", sagen Heike Längle und Birgit Faas.
Außerdem fielen durch die Pandemie die Touristen weg und so hatten Moses und John, die beide als Touristenführer arbeiten, keine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. "Unsere 167 Kinder, deren Ausbildung wir finanziell unterstützen, wurden dann durch Homeschooling unterrichtet, bei dem die Lehrer die Aufgaben mit ihrem Moped zu den Familien brachten, berichten sie.
Denn bei "Naretoi" geht es darum, jungen Menschen zukunftsfähig Wissen zu vermitteln. Die Kosten tragen die Schwestern privat, damit die Spenden an den Verein eins zu eins ankommen. Mittlerweile unterrichten dort sogar ehemalige Schüler als Lehrer.
Weitere Infos gibt es unter www.naretoi.org.