Zwei der Glocken der Bad Wildbader Stadtkirche wurden vor 80 Jahren eingeschmolzen
Bad Wildbad. Vor 80 Jahren, am 22. Januar 1942, wurden nach den gedruckten Forschungsergebnissen und Erinnerungen von Hermann Brachhold zur Wildbader Stadtgeschichte die Glocken mit der Klangnote E und G aus dem Jahr 1922 eingezogen. „Aus Boten des Friedens wurden Werkzeuge des Krieges“, schreibt der ehemalige Kirchengemeinderat 1988.
Vom Wildbader Kirchturm herunter mussten 1433 Kilo Metall diesen Weg nehmen. Nicht beschieden war dieses Schicksal der 1922 von der Hoteliers-Familie Klumpp gestifteten kleinsten Glocke. Mit dem Neubau der Kirche war eine erste Glocke 1747 nach dem großen Stadtbrand installiert worden. Die zweite folgte 1783, die dritte 1835. Die beiden jüngeren waren 1917 für Kriegszwecke abzuliefern. Vor 100 Jahren wurden dann zwei Glocken – darunter die gespendete – neu hergestellt. Umgegossen wurde außerdem die Verbliebene von 1747. So bestand das Geläut bis 1942. Drei neue Glocken wurden im Jahr 1950 angeschafft.
Mit den Tönen Dis, Fis, Gis und der 100-jährigen mit dem Ton H stehen sie seither im Dienst. Mit einem Gesamtgewicht von 2990 Kilo hängen sie im Glockenstuhl. Die größte Glocke hat einen Durchmesser von 1,30 Meter und wiegt 1360 Kilo, die kleine H-Glocke kommt bei einem Durchmesser von 78 Zentimetern auf 270 Kilo. Mit einem Fest-Gottesdienst am Vormittag, den Pfarrer Oehler gestaltete, und einem Einweihungs-Gottesdienst am Nachmittag mit Oberkirchenrat Sautter fand am 17. September 1950 die Glockenweihe statt. Das Weihegebet und die eigentliche Einweihung hatte man dem früheren Stadtpfarrer Carl Dauber übertragen. Anschließend gab es ein „gemeinsames Kaffeetrinken im Restaurant Kühn am Kurplatz“.
Eine besondere Rolle hatte bei der Anschaffung des neuen Geläuts der 1948 scheidende Stadtpfarrer Carl Dauber gespielt. Er bat auf Ehrungen anlässlich seines Abgangs zu verzichten und für den Glockenfond zu spenden. Dies erbrachte den für jene Zeit beträchtlichen und zum Gießen einer der mittleren Glocken reichenden Betrag von 3000 D-Mark. Finanziell unterstützt hat die Anschaffung auch die Stadt, die praktisch für die große Glocke aufkam.
Wildbad verbundene Spender aus den USA mit einem namhaften Betrag und die Mitglieder der Kirchengemeinde sorgten dafür, dass die Finanzierung gesichert war und an den Stuttgarter Glockengießer Kurz der Auftrag erteilt werden konnte. Aus vier Teilen Kupfer und einem Teil Zinn gegossen verbreiten die drei neuen Glocken aus dem Kirchturm seit 1950 zusammen mit der 100 Jahre alten ihren Klang über der Stadt.
