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Königsbach-Stein -  16.02.2022
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Zweifel an Funktion des Rückhaltebeckens in Göbrichen

Neulingen/Königsbach-Stein. Das jüngste Starkregenereignis wirkt nach. Schon kurz nachdem das Wasser wieder aus Stein verschwunden war, hatte ein Bürger kritisiert, das Regenrückhaltebecken bei Göbrichen funktioniere nicht richtig. Nun war das am Waldrand liegende Bauwerk Thema in der Sitzung des Königsbach-Steiner Gemeinderats. Wolfgang Ruthardt (SPD) verlangte Informationen zu dessen Funktionsfähigkeit.

Am Tag nach den starken Regenfällen sei er vor Ort gewesen. Seine Beobachtung: „Da ist kein einziges Gramm Wasser durchgeflossen.“ Aus seiner Sicht funktioniert das Bauwerk nicht. Auch Thomas Kaucher (FWV) sagte, er sei höchste Zeit, dass „das erkennbar zum Laufen kommt“. Bürgermeister Heiko Genthner sagte, vom zuständigen Abwasserverband Weißach- und Oberes Saalbachtal habe er die Information, dass sich das Bauwerk im Probebetrieb befinde. Aber er sagte auch, er würde sich vom Verband mehr Kooperation wünschen. Wenn es wärmer ist, will er einen Ortstermin mit dem Gemeinderat.

Vom Abwasserverband war am Mittwoch bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen. Allerdings will man sich eine Pressemitteilung vorbehalten. Das Umweltamt des Enzkreises lässt wissen: Falls das Regenrückhaltebecken in der Nacht auf den 7. Februar nicht oder nur wenig eingestaut gewesen sein sollte, liege das daran, dass die Einleitungsmenge aus dem Regenüberlaufbecken nicht oder nicht viel größer als 1,6 Kubikmeter pro Sekunde gewesen sei.

Mit Kläranlage abgestimmt

Das hängt laut Umweltamt mit der Funktionsweise der Regenentlastungsanlage in Göbrichen zusammen, die nicht nur aus einem, sondern aus zwei Becken besteht: einem Regenüberlaufbecken und einem nachgeschalteten Regenrückhaltebecken. Das Regenüberlaufbecken reduziere das anfallende Mischwasser aus der Kanalisation so, dass die Kläranlage nicht überlastet wird. Dabei sind laut Umweltamt alle Regenüberlaufbecken im Einzugsgebiet einer Kläranlage aufeinander abgestimmt. Komme bei einem Regenereignis mehr Mischwasser im Kanal an, als das Regenüberlaufbecken weiterleiten dürfe, werde das verdünnte Nass nach einer Abwasserbehandlung in eine Vorflut, also in ein Oberflächengewässer, eingeleitet.

Im Regenüberlaufbecken in Göbrichen werde das Abwasser zunächst durch einen „sehr effektiven Lammellenabscheider“ gereinigt und von Grobstoffen befreit. Dann werde das Mischwasser aus dem Regenüberlaufbecken auf eine verträgliche Einleitmenge gedrosselt und in den Bach geleitet. Für die Drosselung ist das nachgeschaltete Regenrückhaltebecken zuständig. Seine einzige Aufgabe ist es laut Umweltamt, die Einleitungsmenge des stark verdünnten Mischwassers in den Bach auf maximal 1,6 Kubikmeter pro Sekunde zu begrenzen. Das sei notwendig, um den Bach nicht zu überlasten. Das Regenrückhaltebecken beginne erst dann mit dem Einstau, wenn mehr als 1,6 Kubikmeter pro Sekunde aus dem Regenüberlaufbecken kommen.

Autor: rol