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Calw -  01.08.2019
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olfgang Ambros begeistert beim Calwer Klostersommer

Calw-Hirsau. Schon beim dritten Lied klatschen die Zuhörer kräftig mit, beim vierten singen sie im Chor. Wolfgang Ambros hält sich die Hand ans Ohr und neigt sich leicht in Richtung Publikum. „Ich höre nichts“, sagt der 67-Jährige grinsend: „Jetzt nochmal.“

Der Chor wird lauter, die Musik drängender, die Ambros’ Miene hellt sich auf: „Gut so.“ Der Österreicher hat sein Publikum im Griff. Einen Titel nach dem anderen gibt er beim Calwer Klostersommer zum Besten. „Es dauert natürlich seine Zeit, bis wir alles gespielt haben“, sagt er augenzwinkernd zu den knapp 1400 Zuhörern im Hirsauer Klosterhof.

Bodenständiger Künstler

Auch wenn er mittlerweile nicht mehr der Fitteste ist, auch wenn er mit dem Stock auf die Bühne kommt, auch wenn er die meiste Zeit des Konzerts auf einem Barhocker sitzend verbringt: Ambros hat es immer noch voll drauf. Er verstellt sich nicht, sondern gibt sich genauso, wie er ist und wie man ihn kennt: bodenständig und ohne Starallüren.

Locker plaudert er zwischen den Stücken über sein Leben, erzählt kleine Geschichten: Von der Entstehung seiner Lieder, von seiner Jugend und von Georg Danzer, mit dem er einst regelmäßig zusammen auf der Bühne stand. Von ihm spielt er „Lass mi amoi no d’Sunn aufgeh‘ segn“: ein gefühlvolles Stück über den bevorstehenden Tod, das zu Herzen geht. Ambros beherrscht die ganze Bandbreite – von humorvoll über morbide bis berührend.

Er präsentiert Lieder mit Texten mitten aus dem Leben. Lieder mit eingängigen Refrains und mitreißenden Melodien, die viele im Publikum auswendig mitsingen können. Wenn er von der „Wintasun“, vom „Hofa“, von „Bettina“, vom „Zentralfriedhof“, von der „Blume aus dem Gemeindebau“ singt, dann hat man das Gefühl, dass er in diesem Moment nichts lieber täte als das.

Die Musik durchzuckt seinen Körper, sein Gesicht lässt die Emotionen erahnen, die hinter den Titeln stehen. Mit seiner rauen, tiefen Stimme zelebriert er jedes einzelne Lied, etwa „A Mensch möcht i bleibn“, „Langsam wachs ma z’am“ oder das Bob-Dylan-Cover „Herumliegen in der Sunn“.

Begleitet von einer vierköpfigen Band und zwei Background-Sängerinnen serviert Ambros eine Art Querschnitt seines fast 50 Jahre dauernden Wirkens. Immer wieder greift er zu Akustikgitarre und Mundharmonika. Zwischendurch ein Schluck aus der Bierflasche, und weiter geht es. Als er das Konzert nach zwei Stunden beenden will, hört das Publikum gar nicht mehr auf zu klatschen.

„Was sollen wir jetzt noch spielen?“, fragt Ambros lächelnd. Na, was wohl? „Schifoan“ natürlich. Als habe er es geahnt.

Autor: Nico Roller