Infektion vermeiden: Zum Schutz vor Legionärskrankheit soll Gebäudetechnik in Eisingen nachgerüstet werden
Eisingen. „Es bestand zur keiner Zeit eine Gefahr für die Benutzer der Bergäckerhalle“, gab Bürgermeister Thomas Karst bei der Eisinger Gemeinderatssitzung am Mittwoch in der Bohrrainhalle Entwarnung: „Trotzdem müssen wir etwas machen. Auf Dauer ist es kein Zustand.“ Damit spielte er auf den Warmwasserspeicher mit Elektroheizeinsatz an, der die Sporthalle mit warmem Wasser versorgt.
Weil gefährliche Legionellen sich besonders bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 50 Grad Celsius vermehren, sollte entsprechend der Trinkwasserverordnung das Wasser auf jeden Fall 60 Grad warm sein, wenn es den Speicher verlässt. Das kann die bestehende Anlage nicht leisten. Somit existiert das Risiko, dass jemand beim Duschen, wenn es zu einer Vernebelung des Trinkwassers kommt, mit den Bakterien infiziert wird.
Hartmut Klumpp vom Planungsbüro für Haustechnik in Seewald-Besenfeld erläuterte den Gemeinderäten die geplanten Umbauarbeiten an der Gebäudetechnik. Zunächst aber listete er die vorhandenen Mängel auf. So sei der Warmwasserspeicher des vorhandenen Wärmetauschers zu klein gewählt. Auch die Zirkulationspumpe sei zu knapp bemessen. Die erforderliche Leistung könne so nicht erbracht werden. Zudem seien die Kalt- und Warmwasserleitungen über den Duschen schlecht beziehungsweise gar nicht gedämmt. Das müsse nachisoliert werden, forderte Klumpp. Es könne gefährlich werden, wenn sich das Warmwasser auf dem Weg zum Wasserhahn noch in der Leitung zu stark abkühlt. Außerdem sei Trinkwasser mit geringer Temperatur nur dann hygienisch, wenn es erst zum Zeitpunkt des Verbrauchs erwärmt wird, also beispielsweise mit einem Durchlauferhitzer oder einem ausreichend großen Wärmetauscher.
Ein Nachbessern hat auch das Waschbecken in den Nassräumen nötig. Denn es verfügt über ein Selbstschlussventil ohne Spülfunktion. „Hier muss nachgerüstet werden mit einer Armatur, die zeitabhängig alle 72 Stunden spült“, betonte Klumpp. „Damit kann man auch bei Nichtbenutzung für einen vollständigen Wasseraustausch sorgen.“ Für den Fall, dass in den vorhandenen Hackgutkessel Tauchsieder eingebaut werden und die Halle durch die im Boden einbetonierten Heizungsrohre im Sommer noch heißer werden könnte, regte Markus Dunkel (Freie Wählervereinigung Eisingen) an, Energie durch ein Abschalten des Kessels zu sparen. Davor warnte der Experte: „Die Warmwassertemperatur der hauseigenen Trinkwasseranlage in den Sommermonaten zu senken, spart zwar Energie und Kosten, schafft aber auch ideale Bedingungen für die Vermehrung von Legionellen im Wasser. Die Mehrkosten fallen nicht wesentlich ins Gewicht, wenn die Anlage das ganze Jahr über läuft“, beantwortete Klumpp damit auch gleich die Frage von Ulrich Metzger (Gemeinsam für Eisingen).
„Ich wäre in der Haftung Ihnen gegenüber“, versuchte Hartmut Klumpp Dunkel zu beruhigen, der ein 100-prozentiges Funktionieren der nachgerüsteten Anlage bezweifelt. Der Fachmann verwies auf ähnliche, von ihm realisierte Projekte wie das Hallenbad in Pfalzgrafenweiler und die Neckarhalle in Oberndorf, wo zur vollsten Zufriedenheit der Auftraggeber gearbeitet worden sei.
So sprach sich der Gemeinderat letztendlich einstimmig für die Maßnahmen aus, die mit rund 164.000 Euro im Haushaltsplan eingestellt sind.