Engelsbrand
Engelsbrand -  04.03.2020
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Gemeinsam das Unmögliche schaffen: Zwei Familienväter aus Engelsbrand starten Extrem-Spendenlauf für Menschen in Not

Engelsbrand-Grunbach. Die beiden sind doch verrückt. Am 11. September nehmen David Barton und Jens Eberhart, beide aus Engelsbrand, am Tahoe 200 Endurance Run teil. Ein 330-Kilometer-Extremlauf in Homewood, Kalifornien. Dieser Non-Stop-Lauf ist für beide Hobbyläufer eine große Herausforderung. Doch sie wollen mit ihrer Teilnahme auch etwas Gutes tun. Ihr Motto lautet „Gemeinsam das Unmögliche schaffen“. Mit dieser gigantischen Mammutaktion wollen die beiden möglichst viele Unternehmen und Privatmenschen zum Spenden animieren und damit über die PZ-Aktion „Menschen in Not“ kranken Kindern und Jugendlichen helfen. Die PZ erklärt, wer die beiden Ausdauer-Asse sind, auf was sie sich in Kalifornien einlassen und für welchen Zweck der Spendenlauf genau ist.

Wer sind David Barton und Jens Eberhart?

David Barton ist Vertriebsmanager bei Western Digital und wohnt mit seiner Frau und drei Kindern in Engelsbrand. Vor fünf Jahren hat er die Leidenschaft fürs Laufen für sich entdeckt. Ein paar Kilos sollten purzeln. Und das taten sie dann auch. Barton bezeichnet sich als „Lückenläufer“. Immer wenn er Zeit hat, schnürt er die Laufschuhe. Und wenn am Wochenende mit der Familie ein Ausflug mit dem Auto ansteht, macht sich Barton schon ein paar Stunden vorher auf den Weg zum Ziel. Das kann dann auch schon mal das Europabad in Karlsruhe sein. Sein bisher längster Wettkampf war 2018 der Ultratrail Du Mont Blanc. Für die 170 km brauchte der 42-Jährige 39:23 Stunden.

Seine Passion für das Ultralaufen: „Für mich gibt es wenig schöneres als über einsame wunderschöne Pfade im Schwarzwald oder den Alpen zu laufen. Ich bin dann ganz bei mir und lerne durch das Laufen immer wieder etwas über mich. Das Laufen ist für mich eine Metapher für das gesamte Leben, Krisen überstehen oder bewältigen und über sich selbst hinauszuwachsen, es ist einfach ein faszinierender Sport.“

Jens Eberhart (50) ist schon seit Jugendzeiten ein begeisterter Läufer. Früher war er Leichtathlet in Pforzheim, heute bevorzugt der selbstständige Unternehmer bei der Pforzheimer Firma Vorest AG längere Strecken. Der Familienvater von zwei Kindern und Kumpel von David Barton absolvierte im vergangenen Jahr den Eiger Ultratrail (101 Kilometer) in 17 Stunden und 48 Minuten – sein bisher längster Lauf. Seine Motivation: „Ob man’s glaubt oder nicht, mir macht’s einfach Spaß. Ich freue mich bei fast jedem Lauf, dass ich das machen kann, dass der Körper mitmacht und ich die Zeit habe, durch unsere geile Landschaft zu rennen.“

Was haben die beiden jetzt in Kalifornien vor?

Sie starten am 11. September beim sogenannten Tahoe 200 Endurance Run in Homewood, Kalifornien. Und der hat es wahrhaftig in sich. Der Non-Stop-Extremlauf um den Lake Tahoe führt über 330 Kilometer und 12 000 Höhenmeter in hochalpiner Landschaft. Zu 90 Prozent müssen schmale Bergpfade bewältigt werden. Insgesamt nehmen 250 Läufer aus aller Welt teil, davon drei Deutsche, zwei davon kommen aus Engelsbrand. Für diese Aufgabe haben sie genau 100 Stunden Zeit, also vier Tage und vier Stunden. Zielschluss ist am 15. September um 13 Uhr.

Wie in aller Welt kommt man auf solch eine Idee, da mitzumachen?

„Das war eine typische Schnapsidee – bei drei Bier“, sagt Jens Eberhart und lacht. „Die Idee hat die Nacht überlebt und uns auch noch am nächsten Tag gefallen.“

David Barton: „Uns eint die Passion für das Bewältigen von langen Laufdistanzen in schwierigem Gelände. Außerdem möchten wir mit unsere Aktion etwas Gutes tun.“ Beide Läufer sind glückliche Familienväter und dankbar dafür, dass alle in ihren Familien gesund sind und sie „ihre Passion“ ausleben können.

Können die beiden Hobbysportler den Tahoe 200 Endurance Run schaffen und welches Ziel verfolgen sie?

Den beiden Läufern geht es vor allem um eines: Sie wollen gemeinsam die „größte Spendenaktion in der Geschichte von Menschen in Not“ auf die Beine stellen. Im Vorfeld des Laufes wollen die beiden möglichst viele Unternehmen und Privatmenschen zum Spenden animieren. Das Ziel ist: 100 000 Euro zusammen zubekommen. Die Investition steht auch schon fest. Das Geld soll über die PZ-Aktion „Menschen in Not“ in die Finanzierung der geplanten Tagesklinik für Kinderpsychiatrie in Pforzheim fließen. Die soll unter dem Namen „Intakt“ bis Frühjahr 2021 in der Ostendstraße entstehen.

Barton und Eberhart hoffen auf größere Unternehmenspenden. Mit der Firma Vorest AG in der Pforzheimer Bleichstraße hat man schon den ersten „Unterstützer“ im Boot.

Weitere Interessierten für das Lauf-Projekt können sich unter folgender Mail-Adresse melden: 330kmnonstop@gmail.com.

Das sportliche Ziel: „Die 330 Kilometer können wir in 70 bis 90 Stunden schaffen“, meint Eber- hart.

Welche besonderen Herausforderungen warten auf die beiden Engelsbrander?

Sie stellen sich auf alles Mögliche ein: Magen- und Verdauungsprobleme. Wunden und Blasen an den Füßen, extreme Wetterverhältnisse (2019 gab es sowohl 15 Zentimeter Schneefall als auch 35 Grad Celsius Hitze). Außerdem erwartet die Athleten dünne Höhenluft, Schlafentzug (geplant sind kurze Power Naps auf der Strecke) und gefährliche Tiere. Klapperschlangen, Skorpione, Braunbären und auch Pumas begegneten den Teilnehmern in den vergangenen Jahren immer wieder. „Die Pumas sitzen angeblich auf den Bäumen“, sagt Eberhart. „Ich hoffe, dass sie uns nicht angreifen. Wir verlassen uns da mal auf unser Glück.“

Wie sieht die Vorbereitung aus?

Das Trainingspensum von Barton und Eberhart liegt in der Woche bei rund 70 Kilometer. Bevor es mit dem Flieger nach Kalifornien geht, nehmen die beiden unter anderem noch am Alpine Trail Festival in Innsbruck (108 km), beim Mozart 100 in Salzburg (109 km) und am Großglockner Ultratrail (110 km) teil. „Wir werden gut vorbereitet nach Amerika reisen. Dort wollen wir dann, wenn möglich, auch gemeinsam durchs Ziel laufen“, blickt Eberhart voraus. Alle Teilnehmer werden einen GPS-Tracker tragen. Im Internet kann man also live dabei sein.

Autor: dom