Heimsheim
Enzkreis -  04.09.2024
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Erster Sustainable Jewellery Day in Pforzheim: Wann ist Gold wirklich fair?

Pforzheim. Damit das Gold noch lange glänzt: Der Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien (BVSU) hat den ersten Sustainable Jewellery Day veranstaltet – eine internationale Tagung, die nun jährlich in Pforzheim stattfinden soll. Experten und über 60 Teilnehmer aus Pforzheim und der Region, aber auch weit darüber hinaus, besprachen aktuelle Themen der Nachhaltigkeit in und für die Schmuckindustrie. Firmenvertreter reisten nicht nur deutschlandweit an, sondern kamen auch aus den Schmuckhauptstädten Europas wie der Schweiz, Frankreich oder England in die Goldstadt.

Referenten aus der Schmuckbranche setzen auf Recycling und Nachhaltigkeit (von links): Jason McIntosch, Thorsten Ratzlaff, Raluca Anghel, Guido Grohmann, Desirée Binternagel, Eduard Stefanescu und Michael Huber.
Referenten aus der Schmuckbranche setzen auf Recycling und Nachhaltigkeit (von links): Jason McIntosch, Thorsten Ratzlaff, Raluca Anghel, Guido Grohmann, Desirée Binternagel, Eduard Stefanescu und Michael Huber. Foto: Foto: Fux

Der Sustainable Jewellery Day des BVSU ist ein Format mit Impulsen aus der Wirtschaft für die Wirtschaft. Teilnehmer haben die Möglichkeit, von internationalen Experten zu lernen und mit ihnen über wichtige Themen der Schmuck- und Uhrenindustrie zu diskutieren. Bei der Premiere war es vor allem die Nachhaltigkeit im Edelmetallbereich. „Recycling-Gold gehört zur DNA der Pforzheimer Schmuckindustrie“, sagte Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des BVSU. So sei auch das Thema Nachhaltigkeit in der Branche bereits seit vielen Jahren ein Thema.

Das Augenmerk richtete Referentin Desirée Binternagel von "Fairever" beispielsweise auf Fairtrade Gold, denn nur dieses ist für die Referentin ein verantwortungsvoller Bezug von Gold, was konträr diskutiert wurde. Binternagel ging es nicht nur um das Recycling, sondern auch um die Herkunft des Goldes, um faire Arbeitsbedingungen und bessere Preise für die Menschen, die in den Herkunftsländern des Goldabbaus im Kleinbergbau tätig sind. Die Referentin habe eine Million Kinder vor Augen, die im Kleinbergbau tätig seien und dort unter schwersten Voraussetzungen, teilweise unter Lebensgefahr, hart arbeiten. Sie nannte die Zahl von 180 Millionen Tonnen Giftmüll jährlich, der durch Goldabbau produziert werde, verweist auf die Abholzung des Regenwaldes und vieles mehr.

Binternagel macht aber auch keinen Hehl daraus, dass Fairtrade Gold mit 100-prozentiger Nachverfolgbarkeit, wo und unter welchen Bedingungen es in den Herkunftsländern abgebaut wurde, einen hohen Preis habe. „Es ist ein Highend-Produkt, das sich aber auch manche Menschen leisten können“, so die Fachfrau. Etwa 20 Prozent des Goldes komme aus dem Kleinbergbau, darunter nur ein kleiner Teil zertifizierter Minen und 80 Prozent stammen aus dem Großbergbau. Nach ihrer Einschätzung wären zwei Tonnen faires Gold – vier Kilogramm pro Monat – möglich. Um Recycling-Gold im klassischen Sinn geht es Eduard Stefanescu von der Firma C. Hafner aus Wimsheim. „Das, was in Pforzheim läuft, ist echtes Recycling“, betonte der Referent und verweist auf die Scheideanstalten. „In Pforzheim fließen über 90 Prozent der recycelten Materialien in die Produktion“, war auch der BVSU-Geschäftsführer überzeugt.

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