Feldzug gegen das Reh oder normaler Jagddruck?
Enzkreis. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat das Reh zum Wildtier des Jahres 2019 erklärt. 2,5 Millionen Exemplare gibt es laut Stiftung von diesem „anpassungsfähigen Kräuterprofi“ in Deutschland. Die Zahl klingt hoch, dennoch machen sich Experten Sorgen um das Reh: etwa der Abgeordnete Georg Nüßlein, der als stellvertretender Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und hochdekoriertes Mitglied des Bayerischen Jagdverbandes letzthin die Erklärung abgab: „Es ist höchste Zeit für einen besseren Umgang mit dem Reh. Der massive Jagddruck, der insbesondere von den staatlichen Forstverwaltungen ausgeht, kommt einem Feldzug gegen das Reh gleich.“
Wer „das Reh allein verantwortlich mache für Verbiss und Waldschaden“, so Nüßlein, wolle „vom eigenen ökonomischen Versagen ablenken“. Von Drückjagden gehe der erwähnte Jagddruck aus.
Die Redaktion fragte beim Leiter des Enzkreis-Forstamts, Frieder Kurtz, nach, wie sich die Lage in der Region darstellt. Er unterstrich, dass von einem Feldzug gegen das Reh keine Rede sein könne. Kurtz sagt: „Wir kooperieren hier gut mit der Jägerschaft, pflegen einen engen Kontakt und führen eine offene Kommunikation.“ Richtig sei, dass das Wildtier seit Jahren mit gut organisierten Bewegungsjagden zu bestimmten Zeiten angegangen werde. Die Tiere würden also nicht fortgesetzt, sondern nur zu bestimmten Zeiten bejagt, was zwar eine kurze Störung, aber vor allem eine lange Zeit der Ruhe bedeute.
Kreisjägermeister Dieter Krail stellt fest, dass es bei der Art der Bejagung aus Sicht der Jäger um eine waidmännische Herangehensweise gehen sollte. Dies setze voraus, dass man auf ein Tier warte, es sehe und erst dann schieße. Ferner sei zu beachten, so Krail: In Bayern gelte der Grundsatz „Wald vor Wild“, in Baden-Württemberg das Motto „Wald und Wild“.
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