In Heimsheim wird das Vorlesen einfach gemacht: Lesehund Ary unterstützt Kinder
Heimsheim. Die Dalmatiner-Hündin Arya, kurz Ary, ist eine treue und gute Zuhörerin. Der Hund mit dem warmherzigen und zugleich interessierten Blick hat es sich auf einer kleinen grauen Decke in einem Nebenraum im oberen Stock in der Stadtbibliothek Heimsheim gemütlich gemacht. Immer wieder sehen sich seine sanftmütigen Augen im Zimmer um.

Da kommt Mia herein. Die Drittklässlerin hat das Buch „Ziemlich beste Schwestern – Ich glaub, mich tritt ein Huhn“ unter den Arm geklemmt und macht es sich auf dem Sitzsack auf dem Boden neben dem Hund bequem. Das Mädchen beginnt laut zu lesen und hat im Dalmatiner sofort einen interessierten Zuhörer gefunden. Denn den Pädagogikbegleithund stört es nicht, wenn nicht jedes Wort korrekt gelesen ist. Er scheint sich aber dennoch für die Geschichte zu interessieren, die ihm die Grundschülerin zehn Minuten lang vorliest. Er spitzt die Ohren, besonders bei Hebungen und Senkungen in der Stimme. Diese werden mal lauter, mal leiser, je nach Betonung und Spannung in der Geschichte. Den Hund interessiert es nicht, wie gelesen wird. Das Tier achtet nicht auf Fehler, gibt keine Wertung ab. Sein Frauchen Anja Grabisch auch nicht, die still auf dem Sofa sitzt.
Abenteuer noch spannender
Genau darauf baut die Leseförderung mit Lesehund Ary, die Schülern das Vorlesen erleichtern soll. Ary und sein Frauchen haben kein Problem damit, wenn jemand noch nicht so gut vorlesen kann, sich mit dem Lesen schwertut oder auch mal „steckenbleibt“. Denn Ary kann natürlich selbst nicht lesen, freut sich aber sichtlich, wenn ihm Kinder aus ihren Lieblingsbüchern spannende Abenteuer vorlesen. Er bedankt sich und belohnt die Kinder, die vor dem Hund rasch die Scheu vor dem Lesen verlieren auf ganz eigene Art. Er genießt die Streicheleinheiten des Kindes, macht Männchen auf zwei Beinen und winkt mit einer Pfote. Anja Garbisch belohnt ihn mit Leckerchen. Die Atmosphäre im geschützten Raum ist locker und ungezwungen. Im Handumdrehen entsteht eine freundschaftliche Verbindung zwischen Mia und Ary und die zehn Minuten Lesezeit vergehen ganz ungezwungen wie im Flug.
Zum Abschied schließt ihn Mia, die selbst zwei Hunde hat, noch mal fest in die Arme, streichelt ihm über sein weißes Fell, das von vielen braunen Punkten gesprenkelt ist und freut sich schon auf die nächste Leseförderung mit Ary in einem Monat.
Ähnlich geht es auch dem zehnjährigen Henry. „Ich liebe Hunde, habe aber selbst keinen, dafür Schildkröten“, verrät der Fünftklässler. Auch ihm ist Ary eine gute Zuhörerin. Hauptsache es wird laut vorgelesen. Witzigerweise hat sich Henry das Buch mit dem Titel: „Lesen nervt“ als Lieblingsbuch mitgebracht. Doch eins steht fest – mit Lesehund Ary nervt das Lesen deutlich weniger.
Angebot einmal im Monat
Ary kann gut mit Kindern. Das stellte Familienpflegerin Anja Garbisch während eines Freiwilligen Ökologischen Jahres in einer Einrichtung für Naturpädagogik fest. So sagte die 34-Jährige auch bei der Leseförderung mit Hund, die einmal im Monat in der Stadtbücherei in Heimsheim in der Zehntscheuer in Kooperation mit dem VHS-Familientreff stattfindet, der stellvertretenden Büchereileiterin Clara Unfried gleich zu. Denn Tiere öffnen häufig Türen, die Menschen verschlossen bleiben.