Heimsheim
Enzkreis -  28.05.2019
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Landwirte, Winzer und Förster profitieren von neuem Klimamodell in Region

Enzkreis. Präzisere, regionale Klimavorhersagen sind künftig durch ein Projekt der DFG-Forschungsgruppe der Universität Hohenheim möglich. Zwei völlig unterschiedliche Landschaften im Südwesten, der Kraichgau mit seiner intensiven, ackerbaulichen Nutzung und mildem Klima sowie die mittlere Schwäbische Alb mit ihrem extensiveren Grünland-Charakter und ihren kühlen, niederschlagsreichen Rahmenbedingungen wurden als Modellregionen eingehend analysiert.

Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Untersuchung ist die Erkenntnis, dass das Klima nicht nur durch übergeordnete Faktoren bestimmt wird, sondern auch die vorherrschende Pflanzenwelt der Kulturlandschaft Wechselwirkungen mit dem Klima generieren.

Mit Hilfe von Hochleistungsrechnern, allem zur Verfügung stehendem Datenmaterial und Vorstudien machte man sich an die Arbeit. Der Sprecher der DFG-Forschungsgruppe, Professor Dr. Thilo Streck, weist auf die vielfältigen Aspekte hin, die das Projekt einbezogen hat. Um die Modelle noch weiter zu verbessern, speisten die Wissenschaftler weitere Faktoren ein: Aussaatzeiten etwa, „die sich zudem mit dem Klimawandel ändern oder agronomische und ökonomische Anpassungen der Landwirte. So verändert der Klimawandel Fruchtfolgen. Auf der Schwäbischen Alb wird es künftig weniger Gerste und mehr Winterweizen geben. Sie wird zum Weizenstandort“, so Streck. Das Projekt der Hohenheimer ermöglicht aber nicht nur präzisere Klimaprognosen: Das Wissen um die Folgen von Anpassungsstrategien ermögliche gezielte Interventionen. Im Kraichgau etwa habe in den zurückliegenden zehn Jahren der Silomaisanbau für Biogasanlagen stark zugenommen. Das, so die Forscher, habe zu Kohlenstoffverlusten von rund einer Tonne pro Jahr und Hektar geführt, was die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtige. Streck: „Künftig können wir besser vorhersagen, wie sich die organische Substanz im Boden in Abhängigkeit vom Klimawandel entwickelt.“

Und wie sieht man das bei der Landwirtschaft in der Region? Thomas Kaucher aus Königsbach-Stein, stellvertretender Vorsitzender des Enzkreis-Bauernverbands, kann sich vorstellen, dass solche regionalen Klimamodelle bei Anwendung auf alle Bereiche Baden-Württembergs mittel- bis langfristig wertvolle Hilfestellungen geben können. Dabei werde es beispielsweise um eine Optimierung beim wassersparenden Anbau gehen. In letzter Konsequenz komme es für jeden Einzelbetrieb immer auf die Verlässlichkeit des Datenmaterials und damit die Prognosekraft an. Klar sei, dass durch den Klimawandel eine Tendenz zu wärmeren und trockeneren Rahmenbedingungen erkennbar sei. Schon jetzt sei erkennbar, dass es im Jahresverlauf früher warm werde, gleichwohl Ende April/Anfang Mai mit Spätfrösten gerechnet werden müsse. Das berge nicht nur ein beachtliches Rückschlagpotenzial, sondern könne je nach Anbauprodukt durch die Zerstörung von Blüten ganze Wachstumsprozesse unterbinden. Ein krasses Beispiel seien die Folgen des Spätfrostes von Ende April 2017 gewesen, so Kaucher.

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Autor: Peter Marx