Heimsheim
Enzkreis -  12.10.2025
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Sollen Schüler ihr Klassenzimmer selbst putzen? Das sagen zwei PZ-Redakteure

Enzkreis/Kreis Calw. Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister möchte Schüler wieder stärker beim Saubermachen ihrer Klassenzimmer einbeziehen, um Geld zu sparen. Der Vorstoß hat landesweit für einen Aufschrei gesorgt. In der Region weniger, weil in den dortigen Schulen schon heute oft gemeinsam geputzt wird. Die PZ-Redakteure Alexander Heilemann und Ralf Kohler beziehen gegensätzliche Positionen.

Eine Schülerin putzt ihren Tisch in der Schule: Schwäbisch Gmünds OB möchte so etwas häufiger sehen. Er verspricht sich davon, Geld einzusparen. Das stößt auf Kritik. In der Region wird in vielen Schulen aber schon heute geputzt.
Eine Schülerin putzt ihren Tisch in der Schule: Schwäbisch Gmünds OB möchte so etwas häufiger sehen. Er verspricht sich davon, Geld einzusparen. Das stößt auf Kritik. In der Region wird in vielen Schulen aber schon heute geputzt. Foto: dpa/picture-alliance

Pro: Alexander Heilemann

„Wir alle sollten öfter selbst anpacken, statt Verantwortliche suchen.“

Selbst die Verantwortung fürs eigene Umfeld zu übernehmen – was soll daran falsch sein? Unsere Gesellschaft ist bei Problemen schnell dabei, nach jemandem zu rufen, der die Sache löst. Bitteschön. Deshalb ist es rundherum eine gute Sache, wenn schon in der Schule gelehrt wird, dass man viel bewirken kann, wenn man selbst anpackt. Und zwar gemeinsam. Im Grunde geht es nicht um mehr, wenn ein Oberbürgermeister fordert, den Tafelschwamm und den Besen regelmäßig in Schülerhand zu geben. Niemand möchte die Kinder und Jugendlichen dazu verdonnern, die Toiletten zu schrubben. Rätselhaft an dem Vorstoß ist allerdings, wie man mit Dingen, die viele Schulen in der Region in der einen oder anderen Form bereits in ihren Alltag integriert haben, viel Geld einsparen will. Doch wirklich entlarvend ist der impulshafte Aufschrei im Land. Nicht von Schülerseite, die bemerkenswert sachlich argumentiert. Wenn Elternvertreter hinter Kehrdiensten ein Bildungshindernis wittern, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.

Kontra: Ralf Kohler

„Bei der grotesken Überlegung geht es vor allem ums Sparen.“

Dass die Schule Kinder und Jugendliche möglichst gut aufs wahre Leben vorbereitet, ist wünschenswert. Und während des langen Reifeprozesses hin und wieder einen Besen in der Hand zu haben, schadet natürlich nicht! Trotzdem ist es grotesk, von Schülern zu verlangen, den eigenen Klassenraum zu putzen. Dass es in erster Linie darum geht, die Kosten zu reduzieren, ist offensichtlich und kein gutes Zeichen. Auch nicht den Menschen gegenüber, die mit Putzen Geld verdienen wollen oder müssen, vielleicht sogar Freude am zumindest nicht vergnügungssteuerpflichtigen Job haben, in jedem Fall aber ihre Arbeit pflichtbewusst erledigen.

Wer sollte denn bestimmen, wie sauber ein von Schülern gereinigter Raum sein muss? Wie sollte alles organisiert werden? Wie ließe sich verhindern, dass sich manche drücken?

Und soll die individuelle Putzbereitschaft dann bei der Bewertung der Mitarbeit berücksichtigt werden oder sogar mittels separater Note? Falls ja, dann am Besten von einer Jury mit Heidi Klum, Dieter Bohlen oder Bruce Darnell.