Stickstoffdioxid-Dilemma: Streit um Messstationen – enge Auslegung kritisiert
Enzkreis/Mühlacker. Bundesweit hat die Diskussion um die gesundheitlichen Risiken von Stickstoffdioxid und die Aussagekraft entsprechender Messstationen einen weiteren Schub erhalten. Übers Wochenende zitierten Medien Fachleute mit ihrer Kritik an Standortauswahl und Konstruktionsmerkmalen.
Praktisch werde in Deutschland am Auspuff gemessen, das habe Brüssel so nie gefordert. Am Beispiel der Stuttgarter Straße, also einem innerörtlichen Abschnitt der Bundesstraße 10, in Mühlacker will die Redaktion verdeutlichen, worum die Diskussion so komplex ist.
Warum Messstationen? Sie sind nötig. An der erwähnten, stark frequentierten Strecke werden die vom Gesetzgeber geforderten Werte nicht eingehalten. Zwar ging die Belastung auf Höhe der Tankstelle von 70 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 47 im Jahr 2017 zurück. Gleichwohl wird der Grenzwert von 40 Mikogramm überschritten. Wer ist zuständig? Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, LUBW, in Karlsruhe. Dort ist man der Auffassung, alles richtig zu machen. Das sieht man ausdrücklich auch beim Verkehrsministerium in Stuttgart so.
Wie ist es um die Messungen bestellt? Das ist der Knackpunkt. Erstaunlicherweise haben Untersuchung des ARD-Magazins Plusminus ergeben, dass die Installationen aufgrund diverser Messhöhen in der vorgegebenen, sogenannten Atemzone zwischen 1,50 und vier Metern zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Umso höher, desto weniger Schadstoffe, was bis zu zehn Prozent ausmachen kann, wie Wissenschaftler ausgerechnet haben. Die Anlage in Tankstellennähe in Mühlacker hatte eine Messhöhe von ursprünglich 2,30 Metern. Mittlerweile sind es laut LUBW in Mühlacker vorzugsweise 2,70 Meter. Weil es an einer Stelle häufig zu Vandalismus gekommen sei, werde dort nun mit einer Höhe von drei Metern gearbeitet.
Auch die Entfernung zur Straße spielt eine gewichtige Rolle. Während Europa einen Abstand von bis zu zehn Metern zum Fahrbahnrand ermöglicht, sind es in der Senderstadt an der Messstation bei der Tankstelle nur 1,60 Meter. Damit liegt man aber innerhalb der europäischen Vorgaben.
Mehr lesen Sie am Dienstag, 20. November, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news oder über die Apps auf iPhone/iPad und Android-Smartphones/Tablet-PCs.