Heimsheim
Enzkreis -  04.12.2025
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Zweifel in der Krise: Beim millionenschweren Buckenberg-Schulprojekt sind die Bagger ganz weit weg

Enzkreis/Pforzheim. Ist der Bildungscampus Buckenberg in der großen Finanznot überhaupt noch realistisch? Enzkreis und Pforzheim besprechen weiter, was man sich von der Vision eines Zentrums mit Buckenbergschule und den sonderpädagogischen Einrichtungen Gustav-Heinemann und Bohrainschule leisten kann. Das fehlende Geld ist dabei der Elefant im Raum.

Sportanlagen bei Pforzheims Buckenbergschule (im Vordergrund): Hier wäre nach Ideen des Enzkreises und der Stadt Pforzheim Platz für einen Bildungscampus auch mit den sonderpädagogischen Schulen Gustav-Heinemann und Bohrain.
Sportanlagen bei Pforzheims Buckenbergschule (im Vordergrund): Hier wäre nach Ideen des Enzkreises und der Stadt Pforzheim Platz für einen Bildungscampus auch mit den sonderpädagogischen Schulen Gustav-Heinemann und Bohrain. Foto: Meyer

Der Enzkreis treibt seine Schulpläne für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen unter Hochdruck voran. Denn es werden immer mehr Schülerinnen und Schüler, die sonderpädagogisch unterrichtet werden müssen. Die brauchen dringend Platz und müssen im Fall der Gustav-Heinemann-Schüler endlich raus aus den provisorischen Containern. Doch im Augenblick sind es Gebäude in Pforzheims Nordstadt, die die Raumnot lindern sollen: Am einstigen Klingelareal an der Sachsenstraße baut die Genossenschaft Familienheim bereits Räume für den Enzkreis. Am Montag beschließt der Kreistag, ob auch die jahrelang verwaiste, alte Gustav-Heinemann-Zentrale an der Habsburgerstraße schnell fit gemacht wird, um Klassen der überfüllten Schule am Winterrain in Ispringen aufzunehmen. Erst mal kein Thema ist dagegen die Idee für einen Bildungscampus auf Pforzheims Buckenberg. So mancher Kreisrat scheint sich von der Vision, eine neue Heinemann-Schule in einem Zentrum mit Pforzheims Bohrain- und der bestehenden Buckenbergschule zu errichten, verabschiedet zu haben.

Doch das sieht Hilde Neidhardt, die Erste Landesbeamtin des Enzkreises, noch nicht so. Eine Projektkommission mit je sieben Mitgliedern von Enzkreis und Pforzheim habe erst im Oktober losgelegt. Dort spreche man miteinander über die Ausgangslage, so Neidhardt, die freilich zugesteht, dass die Frage der Finanzierung ein größeres Gewicht hat denn je. „Das Geld ist knapp, und deshalb muss man überlegen, was man noch hinkriegt.“

„Wir sind weit weg davon zu sagen, jetzt wird gebaut.“

Hilde Neidhardt, Erste Landesbeamtin des Enzkreises, zu den Plänen für einen Bildungscampus auf dem Buckenberg. Beide Seiten sondieren noch, was möglich ist.

In der jüngsten Haushaltsdebatte im Kreistagsausschuss war es Peter Pförsich, der sagte: „So wie ich das sehe, wird der große Campus mit Pforzheim nicht so kommen wie geplant.“ Und er steht als Fraktionsvorsitzender der Grünen nicht im Verdacht, bei den Bedürfnissen der Schüler mit Behinderungen Abstriche machen zu wollen. Im Gegenteil: Beim rund 39,3 Millionen Euro teuren Projekt an der Habsburgerstraße drückt er aufs Tempo: „Eltern und Schüler warten.“

Umstritten ist die Campus-Idee schon länger. Wegen der Dimensionen mit rund 900 Schülern – und wegen der Kosten. Grob geschätzt war bislang immer von einer Größenordnung von 150 bis 200 Millionen Euro die Rede. Viel Holz für Kreis und Stadt, die auch in näherer Zukunft kaum Geld in den Kassen haben werden. Nur zum Vergleich: Aus dem Investitionssondervermögen des Bundes erhalten der Enzkreis 40 Millionen, Pforzheim als Stadt und Stadtkreis zusammengenommen 100 Millionen Euro. Würde man all dieses Geld auf einmal ausgeben, würde noch nicht mal das reichen. Auch wenn Neidhardt betont, dass die bisher diskutierten Kosten nicht mehr als eine hochgerechnete Größenordnung seien.

Tatsache ist: Weder der Enzkreis noch Pforzheim hätten in ihren Etats größere Geldsummen für die Campus-Idee eingeplant, sagt Neidhardt. Schon gar nicht für eine Umsetzung, aber auch nicht für die genauere Planung. In der ersten Jahreshälfte 2026, schätzt die Erste Landesbeamtin, könne man aus der Projektkommission eine erste Einschätzung geben, wie es da überhaupt weitergeht: „Wir sind weit weg davon zu sagen, jetzt wird gebaut.

Zumal weitere Investitionen oder Anmietungen extrem dringend sind. Die Familienheim-Räume an der Sachsenstraße sollen möglichst bald die Hauptstufe Geistige Entwicklung der Heinemann-Schule ab Klasse fünf aufnehmen. Heute sind diese Schüler noch in einst für Asylunterkünfte gedachten Containern in Bauschlott untergebracht. Mehr schlecht als recht nach all den Jahren. Nötig war das Provisorium geworden, als die alte Schulzentrale 2017 wegen Bau- und Brandschutzmängeln hatte geschlossen werden müssen. Neidhardt hofft auf einen Umzug spätestens zum nächsten Schuljahresbeginn.

Ähnlich unbefriedigend ist die Situation für die Heinemann-Schüler, die auch körperbehindert sind. Sie sind ebenfalls seit langem in Containern bei der Pforzheimer Pestalozzischule. Und deren Untergeschoss wird ebenfalls zunehmend für Heinemann-Klassenräume benötigt. Notlösungen. Man könne sich kaum vorstellen, dass man das noch lange so lassen könne, so Neidhardt. Aber bislang fehlt die Perspektive für diese jungen Leute.

„Wir bemühen uns um alle, aber es ist eine Frage der Finanzen“, so die Erste Landesbeamtin. Zumal noch weitere Herausforderungen auch beispielsweise im Bereich der beruflichen Schulen warten. Mit der Kerschensteiner-Sporthalle in Mühlacker zum Beispiel. Neidhardt: „Da braucht es politische Entscheidungen, um Prioritäten zu setzen.“