Keltern -  27.12.2025
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Warum der Ex-Bürgermeister von Weiler Geburtstagsgrüße von Vitali Klitschko bekommt

Keltern/Karlsbad. Bruno Bitz ist in der Ukraine ein Held. Der letzte Bürgermeister der einst selbstständigen Gemeinde Weiler hilft den Ärmsten der Armen, Kriegsveteranen, Tschernobyl-Opfern und  Waisenkindern in dem kriegsgeplagten Land schon seit 1992 mit Besuchen, mutmachenden Aktionen und Geld aus seiner eigenen Tasche. Selbst bei den Feiern zum Tag der Unabhängigkeit, am 24. August, waren er und seine vor Jahren gestorbene Frau Irmgard gern gesehene Ehrengäste und das staatliche Fernsehen übertrug mit ihm sogar schon ein halbstündiges Live-Interview.

Täglich informierte sich der große Ukraine-Helfer Bruno Bitz während seines Urlaubs auf Teneriffa per PZ-E-Paper über die Geschehnisse in der Heimat.
Täglich informierte sich der große Ukraine-Helfer Bruno Bitz während seines Urlaubs auf Teneriffa per PZ-E-Paper über die Geschehnisse in der Heimat. Foto: Thomas Bitz

Der geborene Ittersbacher konnte vor wenigen Tagen seinen 99. Geburtstag feiern – und ist noch kein bisschen müde. Er erfreut sich einer außerordentlich geistigen und körperlichen Fitness.  Anlässlich dieses besonderen persönlichen Tages erreichte die PZ ein ungewöhnlicher Brief von „Kriegsveteranen des Zweiten Weltkriegs und auch von armen Menschen, die Bruno Bitz kennengelernt haben.“ Sie betonen: „Wir werden ihn nie vergessen.“ Selbst Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, der ihn schon mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet hat, ließ ihm Geburtstagsgrüße übermitteln und schrieb:

„Ihre Weisheit, Ihre Diplomatie sind eine Brücke des Friedens zwischen der Bundesrepublik und der Ukraine.“

Eine Zeitzeugin erinnert sich exemplarisch an ein Ereignis: „Bruno und Irmgard Bitz besuchten mal ein kleines Mädchen namens Ella. Die Fünfjährige saß auf dem Bett der Mutter, die einige Tage zuvor gestorben war. Bruno nahm das Mädchen auf die Arme und sagte: ‚Weine bitte nicht. Ich werde immer für dich da sein.“ Bis zu Ellas 16. Geburtstag haben  Bruno und Irmgard Bitz ihr Kleidung und Geld geschickt. 

Auch Ella hat das nie vergessen und jetzt, anlässlich seines hohen Geburtstags,  ihm einige Dankeszeilen gewidmet: „Lieber und teuerster in der Welt, Herr Bruno. Ich habe das alles im Kopf behalten und immer denke ich: Sie sind mein lieber Opa. Sie halfen mir in der Schule und ich habe die Schule beendet.“ Und weiter: „Ich möchte Ihnen herzlichen Dank sagen für das Glück, das Sie mir und vielen ukrainischen Kindern geschenkt haben.“

Zustande gekommen sind die Kontakte in die Ukraine,  als das Ehepaar Bitz 1992 eine Reise auf die Krim unternahm und damals mit der als Übersetzerin fungierenden Deutschlehrerin Maria Freundschaft geschlossen haben. „Alle paar Tage telefoniere ich mit ihr in Kiew“, sagt Bruno Bitz zur PZ über die aktuelle Situation der 78-jährigen Frau, die jetzt auf einen Rollator angewiesen ist. „Seit Corona kommen sie und ihr 43-jähriger Sohn nicht mehr aus der Wohnung. Er hat Angst, als Soldat eingezogen zu werden, weil er seine Mutter nicht hilflos allein lassen will.“  Beide leben dort in ständiger Angst, weil in unmittelbarer Nähe auch schon Geschosse einschlugen. Manchmal funktioniert in der 34 Quadratmeter kleinen Wohnung in der vierten Etage eines Hochhauses die Heizung nicht, bisweilen fließt auch kein Strom und kein Wasser. Lebensmittel bringt ihr das Rote Kreuz. Das Ganze finanziert Bitz, der ihr vierteljährlich jeweils 1000 Euro überweist.

Ein gesegnetes Alter

Auch wenn er sich nach seinen elf Ukraine-Besuchen, insbesondere in das Umfeld von Kiew und von Tschernobyl, die anstrengende Reise dorthin angesichts seines gesegneten Alters nicht mehr zumuten will, ist es so, wie die Bürger in dem Brief an die PZ feststellen: „Seine Gedanken sind immer in der Ukraine.“ Immerhin hat sich Bruno Bitz fünf Wochen Urlaub bei Los Gigantes auf Teneriffa zusammen  mit seinem 70-jährigen Sohn Thomas gegönnt, wo er sich regelmäßig über das E-Paper der PZ über die Heimat informiert hat. Rechtzeitig vor Weihnachten ist er wieder nach Ittersbach zurückgekehrt, von wo er weiterhin  ungebremst seine Ukraine-Kontakte und Hilfe pflegt. Erst recht in diesen Kriegs-Zeiten!