Königsbach-Stein
Königsbach-Stein -  15.11.2020
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Erinnerung an goldene Zeiten: 100 Jahre Kleintierzüchter in Stein

Königsbach-Stein. Mehr als hundert Ausstellungen haben sie organisiert, Tausende Gäste in ihrem Vereinsheim bewirtet, viele Stunden ehrenamtlich gearbeitet und unzählige züchterische Erfolge gefeiert: Die Steiner Kleintierzüchter feiern in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag – und blicken auf eine bewegte Vereinsgeschichte zurück.

Im Jahr 1920, von elf Männern in der Gaststätte „Deutsches Haus“ als „Geflügel- und Kaninchenzüchterverein C183 Stein“ gegründet, hat man zunächst nur Geflügel gezüchtet, unter anderem die Rassen Barnevelder und Leghorn. Erst später kamen auch Kaninchen hinzu, etwa Großchin, Deutsche Riesen und Holländer. Bis 1930 war Lehrer Ehret der Vorsitzende des Vereins, dann wurde er von Karl Mayer abgelöst. Nachdem die Mitgliederzahl in den ersten Jahren nur sehr langsam gestiegen war, wuchs sie in den 1930er-Jahren auf rund 120 an.

Die erste große Kreisschau

Ausgerichtet von den Steiner Züchtern, fand 1934 die erste große Kreisschau mit mehr als 500 Tieren in der Turn- und Festhalle statt. In jener Zeit kamen die Züchter regelmäßig zu geselligen Treffen in den örtlichen Gasthäusern zusammen. Ihre 1943 organisierte Lokalschau sollte die letzte vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs sein. Erst nach der Währungsreform nahmen die Steiner Züchter 1949 das Vereinsleben wieder auf: Am 28. August trafen sich zwölf Männer im Gasthaus „Kanne“ und beschlossen, den Verein weiterzuführen. Von 75 Mitgliedern waren am Ende des Kriegs 15 gefallen und fünf verschollen.

Ab 1951 fanden wieder regelmäßig Jungtier- und Lokalschauen statt, anfangs bei der Kelter in der Ortsmitte, später in und bei der Turnhalle. Mit mehr als 800 Tieren fand 1963 eine große Kreisgeflügelschau in der Turnhalle statt. Drei Jahre später konnte der Verein eine Jugendgruppe gründen und ein Grundstück im Gewann „Hansenwiesen“ erwerben, auf dem nach dem Spatenstich 1968 ein Vereinsheim entstand: Gebaut wurde es nahezu vollständig in Eigenleistung, Mitglieder wie Bernhard Weingärtner und Rolf Eberhardt investierten unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Im Mai 1969 folgte die offizielle Einweihung.

Weil der Platz bei Veranstaltungen wie Kirchweih, Fasching und Ausstellungen bald nicht mehr ausreichte, befasste sich die Vereinsführung schon 1977 mit der Erweiterung des Gebäudes. Wieder investierten die Mitglieder unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit. So konnte schon ein Jahr später eine Badische Rex-Sonderschau und eine Kreisjugendschau in den größeren Räumen stattfinden. Als im September 1979 zum ersten Mal das Steiner Dorffest über die Bühne ging, waren die Kleintierzüchter mit einem Festzelt dabei. Noch sechs weitere Male beteiligten sie sich. Im Lauf der Jahre konnten die Mitglieder zahlreiche züchterische Erfolge verbuchen, etwa als Landesmeister und Landesjugendmeister.

1983 zeichnete Bürgermeister Erich Hörrle die Mitglieder Rudolf Mayer, Erich Schickle und Erich Weiß mit der Landesehrennadel aus. Seit 1986 bestehen freundschaftliche Bindungen zum Kleintierzuchtverein im elsässischen Gries: Jährlich fuhren die Steiner Züchter zur Schau ins Elsass, wegen der regen Nachfrage oft mit dem Bus. Auch die Franzosen kamen regelmäßig zum Gegenbesuch nach Stein.

In die Zukunft blicken die Steiner Züchter mit gemischten Gefühlen. Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich stark geändert, Urlaube und Ausflüge in die Ferne sind normal geworden, Arbeits- und Ausbildungsstellen oft weit vom Wohnort entfernt. All das macht es schwer, Kleintiere zu halten und zu pflegen. Neue Züchter und Jugendliche an den Verein zu binden, wird zur Herausforderung. „Unsere Hauptaufgabe ist es, das große Vereinsheim zu erhalten und immer wieder mit unseren jährlichen Jungtier- und Lokalschauen auf uns aufmerksam zu machen und dieses schöne Hobby zu erhalten“, sagt Vorsitzender Hans Deiß, der es bedauert, dass wegen Corona alle Veranstaltungen im Jubiläumsjahr ausfallen müssen.

Autor: Nico Roller