Königsbach-Stein
Königsbach-Stein -  08.09.2025
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Wandern mit Eseln: Mit Frida und Anton auf Entdeckungstour in der Natur

Königsbach-Stein. Genüsslich wälzt sich Anton auf dem Boden hin und her, zuerst in die eine, dann in die andere Richtung. Anschließend setzt er sich entspannt hin und schaut nach Frida, die sich inzwischen in den Stall zurückgezogen hat. „Das macht er nur, wenn er sich wohlfühlt“, sagt Susanne Michel, die ihren Anton und ihre Frida bestens kennt.

Auf dem Naturhof „stur und bockig“ kann man mit Susanne Michel und ihren beiden Eseln Frida (an der Leine) und Anton die Umgebung erkunden.  Roller
Auf dem Naturhof „stur und bockig“ kann man mit Susanne Michel und ihren beiden Eseln Frida (an der Leine) und Anton die Umgebung erkunden. Roller Foto: Nico Roller

Die beiden Esel leben seit kurzem am Ortsausgang von Stein auf einer großen Wiese. „Stur und bockig“ hat Susanne Michel ihren Naturhof genannt. Wohl wissend, dass diese Formulierung humorvoll-provokant ist. Denn eigentlich sind Esel weder stur noch bockig. „Esel denken selbst nach“, sagt Michel: „Man kann Esel zu nichts zwingen, man kann sie nur überzeugen.“ Ihre beiden Esel beschreibt sie als sehr sympathisch und einfühlsam. „Die spüren, wie man drauf ist und was man denkt.“

Der Umgang mit Tieren macht ihr großen Spaß. Sie ist nicht nur ausgebildete Erzieherin, sondern auch gelernte Landwirtin. Ihre Eltern hatten einen Milchviehbetrieb, auf dem sie selbst oft mitgeholfen hat. Ihr ist es wichtig, die Menschen wieder mehr in Kontakt zur Landwirtschaft und zur Natur zu bringen. Sie sollen wieder lernen, wo die Nahrungsmittel wachsen und wie Kreisläufe funktionieren. Für Kinder im Alter von zwei bis zwölf Jahren bietet Michel deswegen einen Kurs an, bei dem sie an acht über das Jahr verteilten Terminen die Abläufe in der Natur und in der Landwirtschaft kennenlernen, immer humorvoll und spielerisch, immer mit einem Bezug zu den Eseln Frida und Anton. Im März, wenn die Vegetation erwacht, geht es mit dem Einsäen des Hafers los. Bis November folgen unter anderem die Heuernte, eine Kräuterkunde und ein Tag über die Bedeutung magerer Wiesen für die Artenvielfalt.

Für jeden etwas dabei

Jetzt im September werden die Äpfel geerntet, die für die Esel wie Süßigkeiten sind. Denn eigentlich ernähren sich die ursprünglich aus der Wüste stammenden Tiere energie- und eiweißarm. Schon oft hat Michel erlebt, wie sich die Kinder bei den Treffen gegenseitig unterstützen und auf Details aufmerksam machen. Ihr ist es wichtig, dass die Teilnehmer immer etwas lernen. Auch die Erwachsenen, die schon vor dem Beginn der Esel-Wanderungen gefordert sind: beim Anhalftern, Saubermachen und Auskratzen der Hufe.

Michel will den Teilnehmern zeigen, was es bedeutet, sich um ein Tier zu kümmern. Deswegen greift sie auch unterwegs immer das auf, was ihr in der Landschaft begegnet. Etwa den Unterschied zwischen Gerste und Weizen oder die Artenvielfalt auf Magerwiesen.

Die Touren sind leicht zu gehen, zwischen drei und fünf Kilometer lang und dauern etwa zwei Stunden. Es gibt feste, allen Interessierten offenstehende Termine, aber auch die Möglichkeit, mit einer Gruppe ein individuelles Angebot zu buchen. Immer wieder bietet sie besondere Touren an, etwa mit Vesper und Schnaps, mit Glühwein durch winterliche Landschaften oder in den sommerlichen Sonnenuntergang. Dabei greift sie auch Feiertage und andere Anlässe auf. In den Ferien gibt es Aktionstage für Kinder, drei- bis viermal im Jahr eine offene Stalltüre zum Kennenlernen der Esel. Michel sprüht nur so vor Ideen und Tatendrang. Sie nennt Kindergeburtstage, Gruppenangebote für Kitas und das Esel-Kuscheln für Babys und Kleinkinder.

Bevor sie nach Stein gekommen ist, war Michel mit ihren Eseln in Kleinvillars und anschließend in Maulbronn, wo sie hin und wieder Touren rund um das Kloster anbietet. In Stein ist sie aktuell noch dabei, die Gegend zu erkunden. „Ich finde die Landschaft hier sehr ansprechend“, sagt Michel. Sie hat zu jedem Tier eine persönliche Beziehung, auch zu den Schafen und Ziegen, die sich um die Landschaftspflege kümmern.