Deshalb lässt Maulbronn das Wasser beim Tiefen See ab
Maulbronn. Der städtische Bauhof in Maulbronn lässt kontrolliert das Wasser im Tiefen See ab. Das Gewässer wird entschlammt und grundlegend saniert. Die Stadt spricht von einem historischen Projekt. Historisch sind auch die Fördermittel.
Einfach mal das Wasser ablassen: Das kennt man von einer Badewanne oder einem Waschbecken. Die Stadt Maulbronn macht das beim Tiefen See. Grund dafür sind eine ganze Reihe von Maßnahmen: Das Gewässer wird entschlammt und wie Ulrike Fegert sagt, Pressesprecherin der Stadt Maulbronn, muss auch das Grundablassventil, das die Wasserhöhe im See reguliert, repariert werden. Dazu kommt, dass der Uferbereich renaturiert werden soll. Der Bauhof habe schon die Schleuse geöffnet, um das Wasser kontrolliert abfließen zu lassen, sagt sie im Gespräch mit der PZ.
Ein Besuch vor Ort: Am Dienstagnachmittag sind bereits die Spuren zu sehen – geschätzt gute eineinhalb Meter hat der Badesee schon an Wasserhöhe verloren. Der Abstand zwischen Wasser- und Uferlinie ist deutlich sichtbar, auch der Nichtschwimmerbereich ist dadurch freigelegt worden. Ein Ehepaar aus Knittlingen geht in der Nähe des Sees spazieren. Früher sei er zum Baden mit dem Fahrrad an den See gefahren, erzählt der Mann. Das sei vor 50 Jahren gewesen.
Dass mit dem Baden im Tiefen See erst einmal Schluss ist und nun „der Schlamm ausgebaggert werden soll“, wissen die beiden – sie haben von den Arbeiten aus der Zeitung erfahren. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass das gesamte Projekt zwei bis zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen wird. Am kommenden Samstag soll aber erst einmal abgefischt werden und die Tiere laut städtischer Pressestelle in ein Auffangbecken im Aalkistensee gebracht werden.
„Ich komme schon 50 Jahre hierher“, sagt Erich Dreißigacker. Er sei Frühschwimmer, erzählt er. Bevor das Wasser 18 Grad erreiche, gehe er aber nicht hinein, erzählt er. In diesem Jahr habe das Wasser zum ersten Mal 24 Grad erreicht. „Und er ist nicht umgekippt“, sagt er über den Badesee.
Das Wasser, das nun vom Tiefen See abgelassen wird, werde über die Salzach abgeleitet, erzählt er. Diese trete nach der Klosterschmiede wieder zutage. Die Stadt wertet das gesamte Projekt mit rund 5,7 Millionen Euro an Kosten als „historisch“. Auch historisch: die Fördermittel. Mit einem Zuschuss von rund 4,6 Millionen Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds handelt es sich um „die allergrößte Einzelförderung, die es in Maulbronn gibt“, erklärt die städtische Pressesprecherin Fegert. Eine Anekdote am Rande: Bei der Entschlammung des Sees ist Vorsicht geboten. Wie aus der Gemeinderatsvorlage hervorgeht, darf in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege nur bis in maximal drei Meter Tiefe Schlamm abgetragen werden, um auf die tieferen Schichten Rücksicht zu nehmen, die Ablagerungen aus dem Mittelalter enthalten. Mit den Arbeiten werde die Schicht aus der Renaissance erreicht, die Schichten aus dem Mittelalter blieben unangetastet.
