Maulbronn
Maulbronn -  08.01.2019
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Wenn die Engel singen: Festliches Konzert der Maulbronner Kantorei zu Epiphanias

Maulbronn. Mit einem freudig präsentierten Konzert zur Feier des Dreikönigsfestes (Epiphanias) begeisterte die Maulbronner Kantorei. In der voll besetzten Winterkirche des Weltkulturerbes setzten Chor und Vokalsolisten mit singender Helle nachhaltige Zeichen gegen trüb-nasskaltes Winterwetter. Und das begleitende Instrumental-Ensemble sorgte in großer Hingabe für klingende Wohlfühlwärme.

Der neue Maulbronner Kantor, Thorsten Hülsemann, der sein Amt im Oktober vergangenen Jahres angetreten hat, hielt vom Dirigentenpult aus die Aufführung barocker Advents-Kantaten unter nie nachlassender Spannung und organisierte mit Stilsicherheit das musikalische Gotteslob. Widerstreitende Kräfte wurden herausgearbeitet und zugleich in Balance gebracht, diszipliniert zügig wurde geradeaus gesungen und musiziert.

Die Kantate „Machet die Tore weit“ von Georg Philipp Telemann, der als Komponist eine verdiente kirchenmusikalische Renaissance erlebt, bildete den Konzertauftakt. Ein von Vokalsoli bereicherter, temperamentvoll gebotener Einleitungschor und der ruhig getragene, in seinen Linien breit ausgezogene Schlusschoral umrahmten Arien und Rezitativ. Dabei zeichneten sich die kurzfristig für erkrankte Kollegen eingesprungenen Vokalsolisten aus. Klar artikulierend, mit sehr zarter Kammerstimme interpretierte Sopranistin Ulrike Härter ihre Arie „Jesu, komm in meine Seele“, während sich Bassist Thomas Scharr mit baritonaler Höhe und Koloraturen in der Arie „Ich will beten“ vorstellte. Munter ging Tenor Christian Wilms in seinem Rezitativ zu Werke. Ähnlich die kompositorische Struktur auch der anschließend wiedergegebenen Kantate „Wie soll ich dich empfangen“ von Dietrich Buxtehude, wobei die satztechnisch sehr anspruchsvollen fünfstimmigen Chorpassagen von der Kantorei souverän gemeistert wurden.

Die Wiedergabe von Johann Sebastian Bachs Kantate „Schwingt freudig euch empor“ (BWV 36), in der auch Altistin Veronika Klein im Duett „Nun komm, der Heiden Heiland“ zum Zuge kam, erfreute mit klangschönen Instrumentalsoli der Oboe (Anna Bittel) und einer fein singenden Geige (Sabine Kraut).

Freilich, die vom Ensemble musica viva aus Stuttgart rasant untermalten Chöre waren die Höhepunkte des Abends. Mit Tempo und Wucht interpretierte der Kammerchor aus Georg Friedrich Händels „Messias“ die Passage „Denn es ist uns ein Kind geboren“ – die chorischen Koloraturketten und Akzente (auf „wunderbar“, „herrlich“ und „Gott“) wurden mitreißend aufgeführt. Das gewissermaßen in das Programm eingeschmuggelte moderne Chorstück „Angels‘ Carol“ von John Rutter (geboren 1945) wirkte wie ein funkelnder Solitär: schwungvoll frisch und jubilierend lebendig.

Der „Joyful Song“, den die Engel in diesem Weihnachtslied musste natürlich nach nicht enden wollendem Applaus als Zugabe wiederholt werden.

Autor: Eckehard Uhlig