Mühlacker
Mühlacker -  20.09.2023
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Experten im Jugendhaus ProZwo: Kinderarmut ist ein Problem in der Region

Mühlacker. Zum Fachtag „Gemeinsam handeln“ des Präventionsnetzwerks Enzkreis (PNE) haben im Jugendhaus ProZwo in Mühlacker rund 60 Pädagogen und Sozialarbeiter aus der Region über Kinderarmut diskutiert. Mit dabei waren etwa die Caritas, der Verein miteinanderleben, das Kinderzentrum Maulbronn oder die Volkshochschule. Organisator war das Landratsamt Enzkreis. Landrat Bastian Rosenau und Mühlackers Bürgermeister Winfried Abicht gaben als Ziel aus, die Kinderarmut zu bekämpfen und ein Leben ohne Ausgrenzung zu ermöglichen. Abicht betonte, dass es „gemeinsame Anstrengungen für gleiche Chancen“ brauche. Den Fachtag moderierte Angelika Paul, Projektkoordination des PNE.

Mira Kaun vom Gesundheitsamt Enzkreis-Pforzheim gab einen Überblick über Zahlen und Daten zur Kinderarmut in der Region. Demnach ist die Kinderarmutsrate im Enzkreis mit fünf Prozent unterdurchschnittlich ausgeprägt, wohingegen Pforzheim mit 17,2 Prozent den zweithöchsten Wert in Baden-Württemberg aufweise. Laut Kaun bedeute das nicht nur absolute, sondern auch relative Armut. Während die absolute Armut eine „Gefährdung des physischen Überlebens“ bedeute, umfasse relative Armut die „Nichtgewährleistung eines Mindestmaßes an Lebensstandard“. Besonders Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Personen mit Migrationshintergrund sind gemäß Kaun von Armut betroffen. Grundsätzlich könne es jedoch jedem widerfahren. In erster Linie bekämen Minderjährige die Folgen zu spüren. Oft sei ihnen soziale und kulturelle Teilhabe verwehrt, der Zugang zu Bildung erschwert und gesundheitliche Aspekte seien ebenfalls ein Problem. Handlungsbedarf sieht Kaun vor allem in zielgruppenspezifischen Angeboten sowie in nachhaltigen Konzepten und Präventionsmaßnahmen.

„Was brauchen Kinder aus Mühlacker mit Armutserfahrungen?“ Paul zufolge sind die Herausforderungen vielschichtig. Es gelte die Devise: „Starke Kinder brauchen starke Eltern“ und „starke Kinder brauchen starke Institutionen“. Von Vorteil seien vor allen Dingen Einzelfallberatungen und Unterstützung in allen Bereichen.

Impulse gab im Jugendhaus ProZwo in Mühlacker der Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge. Er betonte, dass die soziale Ungleichheit wachse. Im Hinblick auf Armut würde man im Übrigen Kindern noch mehr Empathie entgegenbringen als betroffenen Erwachsenen.

Autor: Lisa Mühlthaler