Interesse an Steuler-Flächen: Insolvenz könnte Bewegung bei Gewerbefrage in Mühlacker bringen
Mühlacker. Mit dem Beginn des Insolvenzverfahrens der Firma Steuler Fließen aus Mühlacker hatten bereits Anfang Juli die ersten Alarmglocken in der Senderstadt geläutet. Ende September herrschte dann traurige Gewissheit, dass das Traditionsunternehmen seine Pforten in Mühlacker für immer schließen muss – 120 Mitarbeiter in der Produktion müssen gehen (die PZ berichtete). Zurück bleiben Lagerbestände, die rund 20 Mitarbeiter in Vertrieb und Innendienst abwickeln sollen, sowie riesige Gewerbeflächen, für die nun eine Nachnutzung gesucht wird.

Die Nachricht von der Geschäftsaufgabe hat nicht nur bei zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, sondern auch bei der Stadt Mühlacker große Betroffenheit ausgelöst. Sein Bedauern über das Ende des Werks in der Senderstadt drückte Oberbürgermeister-Stellvertreter Günter Bächle in der vergangenen Woche in einem Brief an den ehemaligen Geschäftsführer Klaus-Martin Andreas aus.
„Wir wollen Solidarität an den Tag legen“, erklärte Bächle sein Schreiben.
Und da die Firma Steuler entlang der Industriestraße über erhebliche Flächen verfüge – sechs Hektar in der Produktion sowie ein Hektar rund um die Kantine auf der gegenüberliegenden Straßenseite – erlaube sich die Stadtverwaltung den Hinweis, dass ein großes Interesse bestehe, die Flächen einer „hochwertigen Nachnutzung zuzuführen“.
Stadt hofft auf Gespräche
Die Produktionshallen gehören nach Auskunft von Bächle der Steuler Holding, die Konzernobergesellschaft sei von der Insolvenz nicht betroffen und stehe finanziell gut da. Vor einem möglichen Verkauf oder einer anderweitigen Nachnutzung bitte man darum, das Gespräch mit der Stadtverwaltung zu suchen.
„Nicht auszuschließen ist auch, dass die Stadt Mühlacker ein Interesse an der Reaktivierung der Fläche im Wege eines Zwischenerwerbs hat“, heißt es in dem Brief.
Hierzu seien allerdings noch weitere Abstimmungen in den politischen Gremien der Stadt erforderlich. Laut Bächle gebe es auch bereits einen ersten Interessenten. So habe der renommierte Projektentwickler „greenfield development“ mit Sitz in Düsseldorf erst kürzlich bei der Münchner Immobilienmesse Expo Real sein Interesse gegenüber Jochen Protzer, Geschäftsführer bei der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, bekundet. „greenfield development“ ist in Mühlacker nicht gänzlich unbekannt, so haben die Projektentwickler in der Vergangenheit bereits Produktions- und Logistikhallen für die ThyssenKrupp AG an der Osttangente gebaut.
Wie berichtet, hat die Stadt selbst keine Gewerbegrundstücke mehr, auch Bestandsimmobilien gibt es kaum auf dem Markt. Die letzten verbliebenen Grundstücke in Enzberg und in den Waldäckern sind erst kürzlich vergeben worden. Schon seit mehreren Jahren erhalte das Mühlacker Rathaus im Schnitt ein bis zwei Anfragen pro Woche, für die man aber keine Fläche habe, hatte Sprecher Gerhard Maresch Anfang Juli gesagt. Abhilfe schaffen könnte hierbei eventuell das Steuler-Gelände. Allein von 2018 bis zum Frühjahr 2022 seien 14 Hektar Fläche von der örtlichen Wirtschaft nachgefragt worden. Könne diese Nachfrage dauerhaft nicht bedient werden, drohe im schlimmsten Fall Abwanderung.
Wie die PZ aus gut informierten Kreisen erfahren hat, ist auch an anderer Stelle im Stadtgebiet gerade ordentlich Bewegung. Demnach will die Firma ThyssenKrupp – die über die bereits erwähnten Gebäude an der Osttangente verfügt – ihre Fläche wohl in Richtung des Krankenhauses erweitern. Und darüber hinaus steht – ebenfalls direkt an der Osttangente – noch eine Fläche zur Verfügung, die ursprünglich einmal die Firma Mahle zur Erweiterung hat nutzen wollen. Das hat sich zerschlagen – nach PZ-Informationen hat aber auch für dieses Gebiet, die „Welsche Wiesen“, eine Firma Interesse angemeldet. Offen ist derweil auch, wie es mit dem Standort der Spedition Craiss weitergeht. Dem Vernehmen nach laufen aktuell Gespräche, nachdem die Firma ihr Gelände für die Erschließung der Ziegelhöhe abgegeben hatte.