Mühlacker
Mühlacker -  22.09.2019
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Lienzinger Bierkeller- und Kulturverein bringt seine Hopfenernte ein – und braucht eine Hebebühne

Mühlacker-Lienzingen. Nein, wir sind hier nicht in Bayern, wo Jahr für Jahr die Hopfenernte Volksfest ähnliche Züge annehmen kann. Aber auch der Lienzinger Bierkeller- und Kulturverein weiß durchaus ein kleines Spektakel zu veranstalten, wenn es darum geht, die grünen Hopfen-Dolden zu ernten, die später dem in diesem Jahr erstmals auf den Markt gebrachten „Etterdorfbräu Lienzingen 1882 Wildhopfen Edition“ die unverwechselbare Würze verleihen.

Erst Ende Juli hat der umtriebige Verein seinen Hopfenlehrgarten in der Lienzinger Hart eingeweiht. Am Samstag galt es nun mit rund 20 freiwilligen Helfern, die Früchte der Arbeit einzubringen. Bereits um acht Uhr früh herrschte reges Treiben auf der Anlage nahe der B 35. Denn, um an die hochgewachsenen Schlinggewächse heranzukommen, war eine Gelenk-Hebebühne mit Schwenkarm ein absolutes Muss. „Nach über 100 Jahren wird in Lienzingen wieder Hopfen geerntet“, betont Roland Straub, der erste Vorsitzende des Bierkeller- und Kulturvereins. „Von der Pflanzung bis zur Reife hat uns das aber enorm viel Mühe gekostet. Denn damit nichts schief geht, will der Hopfen jeden Tag seinen Herrn sehen“, weiß der Experte.

Kleinarbeit beim Doldenzupfen

Dass der Lehrgarten, in dem je 20 Wildhopfen- und 20 Zuchthopfen-Pflanzen an meterhohen Stangen reifen, eine Erleichterung für den Verein ist, zeigte sich schnell. Zumal die übersichtlich angeordneten Gewächse im Handumdrehen geerntet waren. Vor der Lienzinger Kelter mussten derweil noch die Hopfendolden in beschwerlicher Kleinarbeit gezupft werden. Aber das brachte immerhin schon mal rund zehn Kilogramm der kleinen grünen Aromaspender für den edlen Gerstensaft, den der Lienzinger Verein bei der Crailsheimer Biermanufaktur Engel brauen lässt. Genauer gesagt, ist das in den sogenannten Hopfendrüsen enthaltene gelbe Lupulin als Bitter- und Würzstoff für den Geschmack des Bieres mitverantwortlich. Und weil das besonders reichlich im Wildhopfen zu finden ist, blieb unter anderem deshalb der Zuchthopfen diesmal im Lehrgarten stehen.

Wilder Hopfen am Schmiebach

Vielmehr mühten sich die Vereinsmitglieder zusammen mit weiteren Helfern in der Folge damit ab, den wildwachsenden Hopfen entlang des Schmiebachs zu pflücken. „Das ist in diesem Jahr besonders schwierig, weil die große Trockenheit den Pflanzen arg zugesetzt hat. Da spielen sich momentan abartige Wachstumsprozesse ab“, berichtet Roland Straub. Doch die Mühe hat sich gelohnt, weil etwa 50 bis 60 Kilogramm Wildhopfen zusammenkamen, die gleich anschließend in den großen Öfen der Lienzinger Bäckerei Schmid getrocknet wurden. „Damit das Restwasser rausgeht und die Dolden nicht schimmeln“, erläutert Ulrich Jänisch, Schriftführer und zweiter Vorsitzender des Bierkeller- und Kulturvereins.

Viel vor haben die Bierliebhaber mit ihrem naturbelassenen Hopfen. Denn die Ernte soll nicht nur fürs Bierbrauen verwendet werden. Über Hopfenbrot, Tee oder Likör wurde schon nachgedacht. Auch eine Anfrage des Hopfenforschungszentrums Hüll aus Bayern liegt vor. Und sogar die baden-württembergische Landesvertretung in Berlin möchte das „Etterdorfbräu“ ausschenken. Zum Glück fällt aber auch noch genügend Bier für die Vereinsmitglieder ab. „Unser Etterdorfbräu ist würzig und im Geschmack sehr gut getroffen“, schwärmt Torsten Schmid. „Es wirkt sogar bei einem Publikum, das sonst nicht unbedingt Bier trinken würde.“

Autor: pep