Neuenbürg
Neuenbürg -  03.06.2020
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Kritik an Stadtverwaltung: Corona-Fälle erschüttern Anwohner in Neuenbürg

Neuenbürg. Bedenklich empfand Andrea Vogel die beengte Behausung der Arbeiter im ehemaligen Pflegeheim Sonnhalde seit jeher. In vielen Gemeinderatsitzungen der vergangenen Monaten hat sie ihre Sorgen über bis zu 183 Bewohner in der Sammelunterkunft geäußert. „Plötzlich aus den Medien zu erfahren, dass unsere Straße ein Corona-Risikogebiet ist, war schlimm“, sagte die Nachbarin der zumeist osteuropäischen Arbeitskräfte, von denen einige bei Müller Fleisch in Birkenfeld tätig sind und sich mit dem Virus infiziert haben. „Ich fühle mich nicht gut behütet“, kritisierte Vogel in der jüngsten Sitzung die Stadtverwaltung, dass sie Anwohner nicht persönlich informiert habe.

„Nicht jeder hat die Zeitung, nicht jeder kann online nachlesen. Wir haben viele ältere Nachbarn.“ Die Stadt sei zumindest in einer moralischen Pflicht gegenüber ihren Bürgern und könne sich nicht rausreden, dass für die Lage und die Gesetze andere verantwortlich seien.

„Keine Kontrolle möglich“

Am Abend des Gründonnerstag, 9. April, hat die Stadtverwaltung erfahren, dass ein in Neuenbürg wohnender Mitarbeiter des Birkenfelder Schlachtbetriebs positiv getestet worden sei. Die Tests seiner Mitbewohner am Folgetag ergaben zehn weitere Infizierte. Bis 17. Mai zählte die Stadt 97 an Covid-19-Erkrankte. Unzufrieden mit der Situation in der Sammelunterkunft zeigte sich auch Bürgermeister Horst Martin: „Als Kommune haben wir kein Recht das Gebäude, das in privater Hand ist, zu kontrollieren.“ Er hofft künftig auf mehr Möglichkeiten durch den Gesetzgeber. In der Kommunikation habe man sich angesehen, wie andere agieren und nachgezogen, „wenn es für uns Sinn gemacht hat“, sagte Martin: „Wir können nie alle erreichen. Informiert zu sein ist aber auch eine Holschuld.“

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Autor: lin