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Neuenbürg -  04.12.2019
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Mentaltrainer Bork beim TSV Dennach: Motivationskünstler mit Blick für Details

Neuenbürg-Dennach. Wer sich wie die Bundesliga-Faustballerinnen des TSV Dennach auf höchstem Leistungsniveau bewegt, dem kann eigentlich nur ein Fachmann weiterhelfen, um noch ein paar Prozent mehr aus der Mannschaft herauszukitzeln. In diesem Punkt hat der aktuelle Weltcup-Sieger offenbar einen guten Fang gemacht. Denn schon seit einigen Wochen verstärkt Mentaltrainer Joachim „Jogi“ Bork das Trainerteam der „Pink Ladies“ aus dem Neuenbürger Höhenstadtteil.

„Wir erhoffen uns von ihm neuen Schwung“, sagt Nationalspielerin Anna-Lisa Aldinger, die nach dem Abgang von Trainer Kuno Kühner als Spielertrainerin das Team betreut. „Jogi ist ein strukturiert denkender Mensch und sagt uns Spielerinnen ganz klar, was er möchte und was nicht.“

Ungewöhnliche Methoden

Zustande gekommen ist der Kontakt nach Dennach über Angreiferin Sonja Pfrommer, die schon länger im psychologischen Bereich mit dem 62-Jährigen zusammenarbeitet, der aus Nürnberg stammt und mittlerweile in Vaihingen an der Enz wohnt. „Jogi hat unheimlich viel Faustball-Erfahrung und sieht vor allem wichtige Kleinigkeiten, die man besser machen kann“, sagt die 29-jährige Nationalspielerin. Zudem könne Bork mit seinen zum Teil recht ungewöhnlichen Methoden neue Reize in Sachen Spielwitz setzen, ist sich Pfrommer sicher und ergänzt: „Die Fortschritte im Team sind schon erkennbar.“

Darauf hofft auch der „Neue“ im Dennacher Trainerteam, den TSV-Vorstand Alfred Gerwig als „Glücksgriff“ und „Segen für die weitere Entwicklung der Mannschaft“ bezeichnet. „Ohne die Hilfe unseres Fördervereins hätten wir uns so einen Mann allerdings nicht leisten können“, so Gerwig, dessen Team in der neuen Hallenrunde bislang noch unbesiegt ist. Und wenn es nach Joachim „Jogi“ Bork geht, dürfte das auch noch lange so bleiben. „Mein Ziel ist es, die Spielerinnen an ihre optimale Handlungsfähigkeit heranzuführen“, erläutert der 62-Jährige, der eigentlich aus einer ganz anderen Sportart kommt. Denn Ende der 1970er-Jahre stand der Nürnberger – damals noch im Polizeidienst – kurz davor, als Moderner Fünfkämpfer an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau teilzunehmen. „Der Olympia-Boykott hat mir seinerzeit einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht“, erinnert sich Bork, dessen Karriere als Leistungssportler anschließend auslief. Über den damaligen Volleyball-Zweitligisten SC Freising kam er schließlich zum Faustball. In den 1990er-Jahren hielt sich Bork mit dem TV Eibach jahrelang an der deutschen Spitze und feierte zudem fünf Europapokalsiege, bis ihn eine Erkrankung zwang, den aktiven Sport gänzlich aufzugeben. Aber auch am Spielfeldrand erwarb er sich im Lauf der Jahre einen exzellenten Ruf in der Faustballszene.

Mit dem TV Wittnau, seiner ersten Station als Übungsleiter, gewann er die Schweizer Meisterschaft und war ebenfalls im Europacup erfolgreich. Als Highlight seiner bisherigen Trainerlaufbahn bezeichnet Bork allerdings den WM-Sieg 2006 mit dem Team der Eidgenossen, in dessen Trainerstab er damals stand. Ende 2009 heuerte Bork dann beim Bundesligisten TV Stammheim in Stuttgart an, mit dem er auf Anhieb den deutschen Meistertitel holte und die Truppe über insgesamt acht Jahre zu einem Spitzenteam formte.

Vor rund vier Jahren begann der Faustball-Experte, sich auf dem Gebiet des Mentaltrainings fortzubilden und darauf zu spezialisieren. Als psychologischer Taktgeber der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft unterlag er jedoch bei der WM 2018 im österreichischen Linz dem deutschen Team um Sonja Pfrommer und Anna- Lisa Aldinger mit 1:3 Sätzen. Und nun ist das Trio beim TSV Dennach zum ersten Mal vereint. „Ich spreche alles mit Anna-Lisa ab und versuche, die Trainingsinhalte mitzusteuern“, schildert Joachim Bork seinen Aufgabenbereich und macht deutlich, dass es ihm nicht nur um Titel gehe. „Entscheidend ist, das Maximale aus der Mannschaft herauszuholen. Das heißt letztlich, jede Spielerin dorthin zu stellen, wo sie am effektivsten sein kann“, lautet sein Credo.

Die erste größere Bewährungsprobe erwartet den neuen Mentaltrainer und sein Team am 10. und 11. Januar beim Hallen-Europacup in der Neuenbürger Stadthalle, bevor Ende Februar die deutsche Meisterschaft in Schneverdingen auf dem Programm steht.

Autor: Peter Hepfer