Neuhausen
Enzkreis -  09.11.2025
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Vom Märchen zum Abenteuer: Die PZ zeigt die Menschen hinter Neuhausens neuem Erlebnisweg

Neuhausen/Enzkreis. „Der Wald spielt verrückt“, heißt es seit rund sechs Wochen in Neuhausen. Es ist ein Hörspiel, das man aktiv erleben kann – bei einem Spaziergang auf dem Märchenweg. Die PZ zeigt, was da auf einen wartet – und wie viele Neuhausener den Familienspaß ermöglicht haben. Im Wald selbst und im Tonstudio vor und hinter dem Mikrophon.

Die Stimmen der Helden von „Der Wald spielt verrückt“ gehören im echten Leben Schülerinnen und Schülern: Luisa, Jonas, Alexa, Luisa, Emilia, Emma, Lia, Fiona, Matti, Vida, Mia und Ben (von links). Mit der PZ gehen sie Neuhausens Märchenweg ab.
Die Stimmen der Helden von „Der Wald spielt verrückt“ gehören im echten Leben Schülerinnen und Schülern: Luisa, Jonas, Alexa, Luisa, Emilia, Emma, Lia, Fiona, Matti, Vida, Mia und Ben (von links). Mit der PZ gehen sie Neuhausens Märchenweg ab. Foto: heilemann

Die Tiere im Wald brauchen Hilfe. Denn irgendwie ist für Uhu Juhu und seine Freunde nichts mehr so, wie es sein sollte. Gut, wenn da ein paar wache Augen nach dem Rechten sehen. An diesem Nachmittag sind das ganz besondere Augen. Denn an Neuhausens Zeller Pfad, parallel zur Monbachstraße, macht sich eine Gruppe auf den Märchenweg, die erst dafür gesorgt hat, dass es dieses Abenteuer im Grünen überhaupt gibt. Schülerinnen und Schüler, die aus einer Geschichte der Neuhausener Autorin Sonja Leicht ein Hörspiel gemacht haben. Petra und Klaus Ochs, die Schauplätze aus dem Stück nachgebaut haben.

Bürgermeisterin Sabine Wagner und Bauamtsleiterin Johanna Ehringer, die das Projekt mit Herzblut vorangetrieben haben. Nach einigen Schritten auf dem Waldweg wartet eine Tafel mit einem QR-Code. Klaus Ochs scannt ihn mit dem Smartphone und eine Kinderstimme sagt erleichtert: „Schön, dass Ihr da seid, denn der Wald spielt verrückt“, sagt sie. Und los geht das Abenteuer.

Die Stimmen, die an den Stationen im Wald erklingen, sind ihre. Luisa, Jonas, Alexa und Luisa, Emilia, Emma, Lia, Fiona, Vida, Mia und Ben, die an diesem Tag mit der PZ wandern, sind Monate zuvor, in den Pfingstferien, vor dem Mikro gesessen und haben das Hörspiel „Der Wald spielt verrückt“ eingesprochen. Eine ganz neue Erfahrung für die Schüler. Einen Text nicht einfach lesen, sondern ihn mit Ausdruck und Leben erfüllen. Ganz alleine im Tonstudio von Thorsten Kiefer, während die Freundinnen und Freunde vor der Tür warten. „Das war manchmal echt schwer“, sagen die Jugendlichen: „Manchmal hat es mehrere Versuche gebraucht, bis es gepasst hat.“

Das Tonstudio steht im Garten von Kiefer und Autorin Leicht und war tatsächlich mal eine schlichte Gartenhütte. Über die Jahre ein bisschen verfallen. Beim Neuaufbau hat Musiker Kiefer sein Reich der Klänge erweitert. Drinnen sind Gitarren, Klaviere und andere Instrumente. Kopfhörer, Lautsprecher, ein Mischpult und viele Computer – denn es braucht viel Rechnerleistung, um alles aufzuzeichnen, was Juhu, Freddy der Fuchs, Ecki Eichhörnchen, Reh Rehni und Wildschwein Wilma so erleben.

„Kaum war die Geschichte da, ging es immer weiter. Das Projekt ist größer geworden, als wir gedacht hätten.“

Autorin Sonja Leicht und Musiker Thorsten Kiefer

Zumal Leicht und Kiefer auch viel Spaß daran hatten, die Szenen mit Geräuschen und teilweise Musik zu hinterlegen. Nicht aus einem Klangarchiv, sondern handgemacht. „Wir dachten, wenn Freddy zu einem Treffen aufruft, wäre es passend, wenn man im Hintergrund Kirchenglocken hört“, erzählt Leicht. Also ist Kiefer mit einem Aufnahmegerät zu Neuhausens St. Urban und Vitus. „Und zwar nachts auf 23 Uhr, weil ich gedacht habe, dann fährt kein Auto vorbei und zerstört die Aufnahme“, lacht der Musiker.

Auf 26 Spuren ist das Hörspiel immer weiter gewachsen. Auch bei den Aufnahmen der Schüler hat Kiefer immer die besten Passagen zusammengeschnitten. Manchmal nur ein Wort eingefügt, das bei einem anderen Versuch noch besser geklungen hat. Und auch Geräusche sind eine richtige Tüftelei. „Bis wir Zweige gefunden haben, die genau richtig knacken, wenn sie brechen“, sagt Autorin Leicht: „Und als Nüsse runterfallen, haben wir gemerkt, so richtig echt klingt es erst, wenn wir auch ein paar Schrauben mit fallen lassen.“ Kiefer wirft die Rechner an, um zu zeigen, wie die Aufnahmen abgelaufen sind. Leicht setzt sich auf den Stuhl, auf dem die Jugendlichen gesessen sind. Kiefer richtet das Mikro aus, und die Autorin spricht den einzigen Satz hinein, den sie auch im Hörspiel selbst sagt: „Puff, das klingt nach Arbeit!“

Zurück im Wald. Die Gruppe ist von Juhus Eulenhöhle weitergezogen und hat Freddys Fuchsbau gefunden. Auf moosbewachsenem Holz liegt eine buntgeringelte Socke. Eine Begleiterin aus der Gruppe will im ersten Impuls den Fremdkörper aus dem Gestrüpp holen. „Halt!“, ruft Petra Ochs, „das ist unsere Socke!“. Tochter Johanna Ehringer erklärt: „Das ist die Stinkesocke, mit der Freddy in der Geschichte eine Fährte aufnimmt.“ Gegen Missverständnisse haben Petra und Klaus Ochs sie festgeschraubt. Er hat überhaupt viel gebaut. Teils hoch auf der Leiter. „Und immer so, dass es in den Wald passt und dass nichts dabei ist, was für echte Tiere schädlich sein kann“, sagt das Ehepaar. Eckis Eichhörnchenkobel ist so entstanden. Seine nachgestellten Vorräte sind festgeklebt.

Die liebevollen Details passen für Rathauschefin Wagner dazu, wie der Märchenweg mit ganz viel privatem Engagement entstanden ist. „Nette Idee, habe ich gedacht, als ich zum ersten Mal davon gehört habe“, sagt sie, „aber dann hat das Projekt eine unglaubliche Eigendynamik entwickelt und ist immer weiter gewachsen.“ An den Stationen im Wald genauso wie im Tonstudio. Jetzt freut sie sich über gute Rückmeldungen von Leuten, die den Weg schon gegangen sind.

Auch Autorin Leicht wird immer wieder darauf angesprochen. Ehringer habe sie auf die Idee eines Waldwegs mit fünf Stationen angesprochen, und sie habe sich Gedanken über eine Geschichte dazu gemacht. Spaß sollte sie machen, zum Mitdenken bewegen und lehrreich sein ohne erhobenen Zeigefinger. So ist „Der Wald spielt verrückt“ entstanden. Und mit der Geschichte die tierischen Helden, die der Autorin alle ans Herz gewachsen sind. Ganz besonders die lispelnde Rehni. Wie die Helden aussehen? Die Birkenfelderin Susanne Krust hat ihnen Gestalt gegeben, hat sie so gemalt, wie sie auf den Stationstafeln an ihrem jeweiligen Zuhause zu sehen sind. Und auf den Flyern, mit denen die Gemeinde für die Einrichtung wirbt.

Die jungen Sprecherinnen und Sprecher hatten Spaß an der Hörspiel-Produktion. Das sagen sie auf dem Rückweg wie im Chor. Es war für sie alle ein Ausflug in unbekannte Gefilde. Auch ein Abenteuer eben. Selber gehört haben sie Hörspiele natürlich mal. An „Bibi Blocksberg“ oder die Detektivinnen der „3 !!!“ erinnern die Mädchen. „Gregs Tagebuch“, wirft einer der Jungs ein. Aber geschlagen haben sich die Neuhausener gut, sagt Thorsten Kiefer. „Echte Naturtalente“, lacht er.

Apropos Natur: Ehepaar Ochs hat die Stationen gut eingebettet. Manchmal braucht man gute Augen. Für Eckis Kobel in rund sechs Metern Höhe etwa. „Der war am schwierigsten zu bauen“, sagt Klaus Ochs. Umso mehr würde es ihn freuen, wenn dort tatsächlich ein Eichhörnchen einziehen würde.