Neuenbürg
Neuenbürg -  31.10.2019
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Schon wieder Feuchtigkeit in der "sanierten" Neuenbürger Stadthalle: Darum landet der Baupfusch vor Gericht

Neuenbürg. Das leidige Thema um die Stadthalle Neuenbürg geht in die nächste Runde. Nach mehreren Wassereinbrüchen durch eine unsachgemäße Abdeckung der Baustelle ist nun abermals an zwei Stellen Feuchtigkeit eingedrungen.

Am Dienstag waren sieben Arbeiter der in die Kritik geratenen, nicht ortsansässigen Firma am Werk, notiert Architekt und Bauleiter Alexander Faas. Das ist eher die Ausnahme als der Regelfall. Jeden Tag dokumentiert Faas die Arbeiten, die geleistet – oder eben nicht geleistet werden. „Es gab immer Schwankungen“ berichtet er. Manchmal kamen gar keine oder zu wenige Arbeiter auf die Baustelle. „Die Leistung war gänzlich unbefriedigend“, resümiert er: „Mir platzt da auch manchmal der Kragen.“ Die Dokumentation ist wichtig – denn: „Die Sache wird vor Gericht landen“, antwortet Alexander Faas auf die Frage, welches Nachspiel die Bauarbeiten haben werden. Die Gemeinde wird bei der betroffenen Firma Schadenersatz einklagen – deren Versicherung sei bereits informiert. Auf den Steuerzahler sollen demnach über die veranschlagten Sanierungskosten von 1,6 Millionen Euro hinaus keine Mehrausgabe zukommen, gibt sich der Bauleiter zuversichtlich: „Die Kosten werden dann an die Firma weitergeleitet.“ Angesichts der Größenordnung der Sanierung würden die Kosten der Fehler ohnehin nicht so stark ins Gewicht fallen. Das beinhalte auch die Forderungen anderer Firmen, deren Arbeiten an der Stadthalle sich durch den Pfusch verzögert haben. Die Gemeinde hat einen Gutachter bestellt, der die entstandenen Schäden genau feststellen soll.

Das Problem, warum es zu solchen Ärgernissen kommen kann, sieht Faas auch im Vergabesystem. Dabei muss die Gemeinde die Arbeiten nämlich immer an den günstigsten Anbieter vergeben. „Das ist ein grundsätzliches Problem mit dem System in Deutschland.“ Das Finanzamt kontrolliere nur, ob die Firma keine Schulden hat und die Leistung anhand der Zahl der Mitarbeiter gestemmt werden kann.

Anders handhabt das zum Beispiel die Schweiz, deren Kommunen immer an die zweitgünstigste Firma vergeben müssen. Dadurch soll dem Preisverfall vorgebeugt werden. „Ein absolut sinnvoller Ansatz“, findet Faas, der aber auch betont, dass besagtes Unternehmen zuvor einen guten Ruf genoss. „Das war keine Wald-und-Wiesen-Firma.“ Problematisch sei vor allem ein Subunternehmer gewesen, der nicht die nötige „Menpower“ zur Verfügung gestellt hat. Die Stadtverwaltung Neuenbürg selbst war für eine Stellungnahme zur weiteren Vorgehensweise nicht zu erreichen.

Ende immer noch nicht in Sicht

„Die Zielgerade wird etwas länger“, muss Bauleiter Faas zugeben. Ursprünglich sollten die Arbeiten an der Stadthalle zum Ende der Sommerferien abgeschlossen sein, verkündeten die Verantwortlichen noch im Juni. Um mehr als zwei Monate wurde dieser Termin verpasst. Trotzdem betont Faas: Mit nur einer Woche Verzug konnte die Halle wieder benutzt werden. Es fänden derzeit regulär die Heimspiele des HC Neuenbürg und der Schulsport des Gymnasiums statt. In zwei Bereichen, einmal über einer Umkleide und einmal an einem Oberlicht, seien noch Löcher zu stopfen, so Faas. Mittlerweile habe er die Zusage der Firma, dass die Schäden behoben seien. „Aber solche Zusagen kamen schon oft.“

Ob die Dämmung, wie bei den ersten Wassereinbrüchen, Schaden genommen hat und diese Teilbereiche noch einmal neu gedeckt werden müssen, prüfe derzeit der Gutachter.

Autor: Constantin Hegel