Von Neuenbürg nach Bayreuth: Jonathan Danigel war als Produktionsleiter auf dem Grünen Hügel tätig
Neuenbürg. Es war ein starkes Stück: Im Rahmenprogramm zu den diesjährigen Bayreuther Festspielen wurde mit „Siegfried“ zum ersten Mal ein Schauspiel aufgeführt – eine besonders waghalsige Neuerung, die versucht, die starren Regeln des bisher reinen Opern-Festivals etwas zu lockern. Für die erfolgreiche Premiere im Hintergrund zuständig war der Neuenbürger Jonathan Danigel, der während der stressigen Organisationsarbeit vor allem einen Satz zu hören bekam: „Das Ding muss gut werden!“
Für vier Monate hat er in Bayreuth einen festen Job: Danigel ist freiberuflicher Kultur- und Medienmanager. Schon während seines Bachelor-Studiums an der Pädagoischen Hochschule in Ludwigsburg und dem Master in „Medien-Kultur-Wirtschaft“ an der Uni Bayreuth arbeitete er für den Tigerentenclub des SWR und andere Medienproduktionen. Angefangen hat bei ihm aber alles mit dem Theaterspielen – in Neuenbürg, wohin er trotz der Wohnung in Bayreuth gerne immer wieder zurückkommt.
Damals hat er neben der Theater-AG des Gymnasiums auf dem Neuenbürger Schloss angefangen, im Bereich Museum- und Erlebnispädagogik Führungen anzubieten. „Die Leute waren wohl ganz zufrieden mit dem, was ich da so mache“, sagt Danigel rückblickend.
2018 bewarb er sich bei den Festspielen und ergatterte für die Vorbereitungszeit von Mai bis August einen Job als Assistent im künstlerischen Projektmanagement. Mit vollem Anlauf nutzte er dieses Sprungbrett – und bekam für das kommende Jahr ein eigenes Projekt zugeteilt: die Leitung des ersten Theaterstücks auf dem Festival.
Zwei-Personen-Stück
„Siegfried“ heißt die Produktion – doch dabei geht es nicht um den berühmten Drachentöter, sondern um den weniger berühmten Sohn von Richard Wagner: Komponist, Regisseur, homosexuell, Kriegsbefürworter. Die Figur bietet Potenzial für eine schillernde Biografie – auf der Bühne umgesetzt wird das Stück von nur zwei Schauspielern: Felix Römer und Felix Axel Preißler. „Ich muss als Produktionsleiter immer zwischen den Belangen des Regisseurs und der Schauspieler, den Finanzen und dem Interesse des Publikums changieren“, erklärt Danigel die Schwierigkeiten. Dazu noch eine Theater-Premiere, bei der die Feuilletonisten besonders die Ohren spitzen.
Dementsprechend hoch war die Anspannung der Beteiligten. „Die Leitung hat immer wieder gefragt: ,Wird das Ding gut?’“, erinnert sich Danigel und gibt im Nachhinein zu: „Das hätte auch komplett in die Hose gehen können.“
Er ging offen mit dem Druck um, sagte zu seinem Team klipp und klar: „Ich mache so etwas zum ersten Mal.“ Immer wieder betont er den Wir-Gedanken: „Ich hatte ein tolles Team, in dem ich mich wohlgefühlt habe.“ Und dann lief alles rund: Die Kritiken waren durchweg positiv.
Ganz normale Menschen
Auch der Umgang mit professionellen Regisseuren und Schauspielern war für den 26-Jährigen kein Problem. „Das sind ganz normale Menschen, die sich freuen, wenn man abends mit ihnen noch ein Bier trinkt.“ Von Starallüren keine Spur – stattdessen harte Budget-Verhandlungen auf Augenhöhe. „Im Kulturbetrieb ist man grundsätzlich beim ‚Du‘“, sagt Danigel auf sein junges Alter angesprochen, „deshalb geht man da ganz anders miteinander um.“
Nach vier Monaten Dauerstress war dann erst einmal Urlaub angesagt: zehn Tage Schweden. Nun stürzt sich Danigel in die nächsten Projekte: ein Gruselevent im Schloss, die zweite Runde des Theaterspaziergangs durch Neuenbürg und Dreharbeiten im Medienhaus Stuttgart.
Außerdem plant er ebenfalls im Schloss für das Frühjahr 2020 ein großes Musiktheater zum Beethovenjubiläum. Wahrscheinlich nicht ganz so groß wie bei den Festspielen – aber Neuenbürg kann sich glücklich schätzen, von seinen Erfahrungen derart profitieren zu können.