Schwerer Raubüberfall 33-Jähriger zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt
Pforzheim/Neulingen. Es ist dem Vorsitzenden Richter Alexander Heidrich am Freitagmittag sichtlich nicht schwergefallen, dem vorausgegangenen Plädoyer der Staatsanwaltschaft zu folgen: Zu sechs Jahren und sechs Monaten Haft verurteilte er einen 33-Jährigen aus Heilbronn vor der Auswärtigen Großen Strafkammer des Landgerichts Karlsruhe in Pforzheim.
Damit sieht es das Gericht als erwiesen an, dass der Verurteilte nicht – wie ausgesagt – als Fahrer der anderen zwei Tatbeteiligten gedient – , sondern als einer der Haupttäter im August 2016 einen Radfahrer auf dessen Weg zur Arbeit auf einem Feldweg zwischen Bauschlott und Ölbronn-Dürrn überfallen, ausgeraubt und schwer verletzt hatte.
Fragwürdige Strategie
„Dieser Fall ist das Vollbild eines richtig wüsten Raubüberfalls“, attestierte Heidrich. Das Urteil sei mit sechseinhalb Jahren extrem mild ausgefallen, so der Richter: „Wenn die Staatsanwaltschaft sieben oder acht Jahre gefordert hätte, hätten wir nicht gezuckt.“ Der in Bangkok, Thailand, geborene Mann auf der Anklagebank hatte noch andere Strafen auf Bewährung am Laufen, die das eigentliche Strafmaß von fünf Jahren und acht Monaten um zehn Monate erhöhten. Maßgeblichen Einfluss auf das Urteil habe auch die Verteidigungsstrategie des Verteidigers Kristian Frank gehabt. Diese habe beim Gericht gar Rätsel ausgelöst. Er, so Heidrich, habe immer und immer wieder auf ein Geständnis gepocht, doch von der Seite des Rechtsanwalts habe es immer wieder Ausreden und Aufschübe gegeben. Auf eine „Sensation“ habe man gewartet, so der Richter. Bekommen habe man beim vergangenen Verhandlungstag jedoch nur eine mangelhafte Erklärung, in der der Angeklagte angegeben hatte, nur Fahrer gewesen zu sein.
Für den Richter waren diese Ausführungen so abstrus, dass sich im Amtsgericht die Balken biegen würden: „Drei planen einen Raubüberfall – und holen dann einen Vierten, völlig bekifft und ohne Führerschein, hinzu, damit der sie im eh schon vollen Auto fahren kann?“ Für den Richter fungierte der 33-Jährige ganz klar als einer der drei maskierten Haupttäter.