Niefern-Öschelbronn
Niefern-Öschelbronn -  02.10.2020
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Nieferns Marienkirche im Wandel der Jahrhunderte

Niefern-Öschelbronn. Beeindruckt und vielleicht etwas klüger als vorher, verließen die Teilnehmer der Veranstaltung „Kirchenschätze“ die Marienkirche in Niefern. Im Rahmen der, vom Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg und Pforzheim organisierte Veranstaltungsreihe, hielt der Kunsthistoriker Jeff Klotz am Donnerstag einen Vortrag in der evangelischen St. Marien Kirche.

Eine Stunde lang führte der Bauschlotter seine Zuhörer durch die turbulente Geschichte des Gebäudes. Errichtet im 14. Jahrhundert ist sie mit der Niefernburg das älteste erhaltene Bauwerk Nieferns und aufgrund ihrer bewegten Historie ein beeindruckendes Dokument badischer Geschichte. Die ausgemalte spätgotische Kirche wurde seit ihrer Errichtung mehrmals umgebaut und umgestiftet. So wurde das Gotteshaus im Spätmittelalter zu einer Wallfahrtskirche und mit dem Aufkommen des Protestantismus lutherisch. Niefern, dass im östlichsten Zipfel Badens lag und an zahlreiche umliegenden Grafschaften, Herzogtümer, Bistümer und Verwaltungsgebiete grenzte, wurde für die Markgrafschaft Baden von immer größerer strategischer Bedeutung. Eine der wichtigsten Handelsrouten des Heiligen Römischen Reichs führte knapp an Niefern vorbei. In ihrer Kirche sahen die Baden eine Möglichkeit, mit dem Fremdenverkehr durch Wallfahrer und Händler Teil der Route zu werden. So wurde in die Kirche, ihren Ausbau und ihre Verwaltung investiert und mit insgesamt zwölf festangestellten Klerikern und in einem Marienaltar ausgestellten Reliquien dafür gesorgt, dass Reisende und Heilssuchende in Niefern einen lohnenden Zwischenstopp sahen. Viele architektonische Feinheiten und Details, wie auch die mittelalterlichen Wandmalereien zeugen von dieser Zeit, die wegen Klotzs lebendigen Schilderungen Brücken in die Gegenwart schlägt. Zum Ende seiner Ausführungen betrat Klotz mit den Teilnehmern das Kirchenschiff und erläuterte die Wandmalereien in ihren Bedeutungen. Nachdem die Bilder in Zeiten des Pietismus, übertüncht wurden, entdeckte man sie erst in den 1970ern wieder und konnte, die um 1460 entstandenen, vor 500 Jahren tagespolitischen Werke, glücklicherweise restaurieren.

Autor: Leon Koß