Hilfslieferung für die Ukraine: Helfer aus Keltern und Straubenhardt fahren ins Kriegsgebiet
Straubenhardt-Conweiler. Diesmal ist es doch irgendwie anders, als Karl-Heinz Weber, Jürgen Augenstein, Dominik Naß und Uli Härer am Dienstagmorgen mit zwei Vierzigtonnern aus dem Conweiler Industriegebiet aufbrechen. Denn dort, wohin sie fahren, herrscht Krieg. Für ihren Verein, den Hilfsdienst für Notleidende (HfN) mit Sitz in Pforzheim, bringen sie haltbare Lebensmittel, Kleidung, aber auch Rollstühle, Fahrräder und Matratzen in die Ukraine. Augenstein und Weber sind alte Hasen, fahren seit vielen Jahren zur Unterstützung Bedürftiger nach Osteuropa. Nach Rumänien oder auch Bosnien und Serbien wie zu Weihnachten.
Wie die Lage jetzt ist, wenn sie nach zwei Tagen und 1700 Kilometern durch Deutschland, Österreich, Ungarn und Rumänien an die ukrainische Grenze kommen, ist ungewiss. Sie waren die vergangenen zwanzig Jahre regelmäßig dort, so Weber, haben mithilfe von Sascha, ihrem Kontaktmann vor Ort, in arme Gebiete in der Ostukraine, in den Donbass geliefert. Doch jetzt musste Sascha selbst fliehen aus Kiew, seinem Zuhause, nach Czernowitz in den Südwesten.
Unter schweren Bedingungen
Die Stadt, etwa 40 Kilometer von der rumänischen Grenze, ist Ziel des HfN-Transports. Doch sie ist mittlerweile ebenfalls nicht mehr sicher, wie Augenstein noch am Vortag im Fernsehen gesehen hat: Fliegeralarm auch dort. „Aber wir waren auch während des Bosnienkrieges auf dem Balkan“, sagt er. Unübersichtlich sei es, ergänzt Weber. Deshalb sei es extrem schwierig gewesen, ihre Dolmetscherin von der ukrainisch-polnischen Grenze nach Czernowitz zu bringen. Zwei Tagesetappen haben die Helfer aus Keltern und Straubenhardt geplant.
Gemeinsam mit Härer, der von einer befreundeten Organisation als Fahrer einspringt und mit Naß, dem Jüngsten, der sich noch schnell von seinem zweijährigen Sohn verabschiedet. Sie werden sich abwechseln und nur tagsüber fahren. „Die erste Etappe bis zur rumänischen Grenze“, sagt Weber, „nachts zu fahren, wäre zu gefährlich.“ Er spricht aus Erfahrung.
Zweimal etwa zwölf Stunden einschließlich Pausen, geschlafen wird im Lastwagen, die eigene Verpflegung ist auf ein Minimum reduziert. Die Aufleger der Vierzigtonner aber sind bis zum Anschlag voll: „Die Spendenbereitschaft der Menschen ist überwältigend.“ Unmittelbar vor der Abfahrt sprechen sie ein gemeinsames Gebet. Denken an ihre eigenen Familien und an die Menschen, denen sie begegnen werden. Wenn alles gut läuft, wollen sie in vier Tagen zurück sein. Ein weiterer Transport ist geplant.
Der Homepage hilfsdienst.org können Informationen zu Geld- und Sachspenden entnommen werden.
