Straubenhardt
Straubenhardt -  24.07.2019
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So sollen Flüchtlinge über Recht, Ordnung und Gleichberechtigung in Deutschland informiert werden

Straubenhardt. Was passiert, wenn ich beim Ladendiebstahl erwischt werde? Oder mit Drogen? Und wie kann ich Hilfe rufen, wenn ich oder andere bedroht werden? Flüchtlinge wissen oft nicht, wie die Arbeit der Polizei in Deutschland funktioniert – oder sie haben in ihren Herkunftsländern schlechte Erfahrungen gemacht und begegnen den Beamten mit Misstrauen.

Die Integrationsmanager vom Internationalen Bund (IB), der für den westlichen Enzkreis zuständig ist, wollen die Wissenslücken jetzt schließen. Das betonte Bernd Melaschuk am Mittwoch in Straubenhardt. In Kooperation mit der Polizei wurden dort die Flüchtlinge informiert, dabei kam auch die Vermittlung von Werten nicht zu kurz. Motto der Veranstaltung: „Die Polizei, dein Freund und Helfer.“

Um über die Polizeiarbeit aufzuklären, kamen die Polizeiobermeister Beatrice Suppes und Peter Eitel vom Referat Prävention in Pforzheim in die Unterkunft und machten mit vielen Beispielen deutlich, worauf es ankommt – Dolmetscher für Englisch und Arabisch übersetzten für die Teilnehmer. Ein Beispiel: „Wenn die Polizei Papiere kontrollieren möchte, darf man auf gar keinen Fall wegrennen“, meinte Suppes. Befürchtungen, man werde bei so einer Aktion abgeschoben, seien grundlos. Und um zum Ladendiebstahl zurück zu kommen: Nach Aufnahme der Personalien und einer Befragung bei der Polizei, könne man zwar wieder gehen. Es sei aber ein Trugschluss zu glauben, die Angelegenheit sei damit beendet. Es folge eine Anzeige und ein Gerichtsverfahren. Die Beamten betonten: „Wer kriminell ist, schmälert seine Chancen, in Deutschland zu bleiben.“

Ein weiteres Thema war die Gleichberechtigung der Frau. Die beiden Beamten erklärten, dass Frauen dieselben Rechte wie Männer haben und es verboten ist, sie zu schlagen. Über dieses Thema habe es bei einer Fortbildung in Engelsbrand vergangene Woche eine Diskussion gegeben, berichtete Suppes. Denn in ihren Heimatländern haben die Menschen ganz andere Werte gelebt. Gleiche Rechte für Frauen? Fehlanzeige. Aus diesem Grund werden die Kurse übrigens für Frauen und Männer getrennt angeboten, betont Melaschuk. Frauen sollen sich völlig frei fühlen und auch gleich mögliche Ansprechpartner und Telefonnummern für den Notfall erhalten, wenn es beispielsweise um häusliche Gewalt geht. Das wäre schwierig, wenn die Männer mit im Raum wären. Er berichtet, dass sich dieses Vorgehen bei der Veranstaltung für Frauen am Montag bereits bewährt habe. Eine Teilnehmerin habe sich die wichtigen Telefonnummern direkt im Handy gespeichert.

Der Fortbildungskurs der Polizei in Sachen Werte, Recht und Ordnung soll keine Eintagsfliege bleiben. Nach Engelsbrand und Straubenhardt soll die Veranstaltung demnächst auch in Remchingen und Neuenbürg angeboten werden und künftig regelmäßig stattfinden.

Autor: Sabine Mayer-Reichard