Wiernsheimer Trinkwasser wird deutlich teurer
Wiernsheim. Weil sich die Gemeindekassen während der aktuellen Krisenzeit zunehmend leeren, wird in vielen Kommunen angestrengt darüber nachgedacht, wo es noch Einsparpotenzial geben könnte. Doch bei der Wasserversorgung hört der Spaß auf. „Was gerade in Sachen Wasserrohrbrüchen bei uns passiert und welche Zahl an Sanierungsmaßnahmen wir vor uns herschieben, ist nicht mehr feierlich“, machte Wiernsheims Bürgermeister Matthias Enz in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Mittwochabend deutlich.
Hinzu kommt, dass eine Nachkalkulation der Trinkwassergebühr für das Jahr 2023 eine Unterdeckung von rund 198.000 Euro ergeben hat, die in die Neukalkulation einfließt. Am Ende folgten die Ratsmitglieder bei zwei Gegenstimmen dem Verwaltungsvorschlag, ab dem kommenden Jahr die Trinkwassergebühr von bisher 2,32 Euro auf 3,08 Euro pro Kubikmeter zu erhöhen.
„Es knallt derzeit beim Wasserrohrsystem ganz schön und wird sich wohl so schnell auch nicht bessern“, malte Enz ein düsteres Szenario. Niemand erhöhe gerne die Gebühren. Aber so wie sich die Kostenlage entwickelt habe, komme man nicht drumherum. Am Wasser als systemkritischer Infrastruktur lasse sich nun mal nicht sparen. „Das Kind ist buchstäblich in den Brunnen gefallen“, resümierte Enz bildhaft. Auch die Grundgebühren je nach Dauerdurchfluss am Zähler steigen zwischen einem und drei Euro. Zudem wird der Turnus von bisher vier Vorauszahlungen auf drei Abschläge im Kalenderjahr reduziert.
Dem Ratsbeschluss mit den einzelnen Unterpunkten ging allerdings eine lebhafte Diskussion im Gremium voraus. Trotz Vorberatung des Sachverhalts im Fachausschuss störte sich Nico Gunzelmann (CDU) daran, dass die sechsstellige Unterdeckung aus dem Jahr 2023 voll in die neue Kostenkalkulation einfließt. „Vielleicht können wir da vorerst Abstriche machen. Mir geht es darum, eine verträgliche Gebührenerhöhung hinzubekommen“, schlug er vor. Dabei warnte Bürgermeister Enz allerdings vor „Inkonsequenz“. Denn irgendwann könne man die Unterdeckung nicht mehr ausgleichen, wenn die Kostenweitergabe verschoben werde.
Rohre in schlechtem Zustand
Auch Stefan Mondon (CDU) meldete hierzu Bedenken an. Das Wasserrohrsystem sei in schlechtem Zustand. „Wenn wir die Kosten nicht weitergeben, fällt uns die Sache auf die Füße.“ Ähnlich äußerte sich Ulrike Brandauer (WSPI): „Das können wir uns nicht leisten.“ Werner Amft (AfD) und Harald Pflüger (Liste „Land“) monierten, dass über etliche Jahre für das Wasserleitungssystem in der Gemeinde kaum etwas getan worden sei. „Das Problem kommt nicht überraschend“, betonte Amft. Und Kay Bäumges (UL) machte geltend, dass man schon früher daran hätte denken sollen, die Trinkwassergebühr in kleinen Etappen zu erhöhen.
