Ehemaliger Hochschulprofessor und Schmuckgestalter Jens-Rüdiger Lorenzen gestorben
Pforzheim/Bretten. Seine Arbeiten zeigte er bei Ausstellungen im In- und Ausland, nicht zuletzt in Japan. Sie sind in zahlreichen Museen zu sehen. Nun ist der in Bretten wohnende Gestalter Jens-Rüdiger Lorenzen im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit gestorben.
Es waren nicht die lauten Statements oder spektakulären Aktionen, mit denen er sich in der Schmuckwelt einen Namen gemacht hat. Es sind die leisen Töne, die den Klang seines Werks bestimmten. Jens-Rüdiger Lorenzen führte das Skulpturale im Schmuck, den er selbst so gerne als „Seelenzeichen“ bezeichnete, mit ganz eigener, bildhauerischer Qualität zur Meisterschaft. Lorenzens Schmuckstücke sind miniaturhafte Skulpturen am Körper mit plastischer Wirkung. Häufig hat er reduziert gearbeitet, benutzte Silber und vor allem Stahl.
Geboren am 26. November 1942 in Hagen/Westfalen, absolvierte er bis 1964 eine Goldschmiedelehre. Dann kam er zum Weiterbilden seiner handwerklich-technischen Fertigkeiten zum Studium an die staatliche Kunst- und Werkschule, die heutige Hochschule, nach Pforzheim. „Er fragte mich, ob diese Erfahrungen auch im Gestalterischen möglich wären“, erinnert sich Fritz Falk, ehemaliger Leiter des Schmuckmuseums, an den Start ihrer langjährigen Freundschaft. „Er war ein außerordentlich kreativer Mensch.“
Nach der Meisterprüfung arbeitete Lorenzen bis 1974 im Atelier in Wuppertal und lehrte bis 1985 an der staatlichen Zeichenschule in Hanau. Auf Wunsch der Fachhochschule sei Lorenzen wieder nach Pforzheim zurückgekommen. Zunächst als Vertretung des erkrankten Dozenten Reinhold Reiling, von 1985 an als Professor, sagt Falk. Lorenzen trat die Nachfolge seines ehemaligen Lehrers an und führte dessen künstlerischen Ansatz weiter. „Das war eine wichtige Kontinuität.“ Die Professur hatte er bis 2008 inne.
Lorenzens Initiative setzte einen bis heute einmaligen Standard: Er war maßgeblich an der Ornamenta I beteiligt und gab den 1989 erschienenen Katalog mit heraus. OB Joachim Becker hatte ihn und Falk damit beauftragt, eine große, weltumfassende Ausstellung zeitgenössischen Schmucks in Pforzheim zu realisieren. Das Schmuckmuseum wiederum würdigte Lorenzen in den Jahren 1972 und 2010 mit Einzelausstellungen. Zuletzt war er dort Teil der Jubiläumsschau „Künstler, Visionäre, Vorbilder aus Pforzheim“ sowie „Pretty on Pink“. Das Museum besitzt rund 30 seiner Arbeiten und richtet nun eine Gedenkvitrine ein, die vom Wochenende an zu sehen sein soll, sagt Leiterin Cornelie Holzach.
Klassiker der Moderne
Im Hochschulmagazin „Konturen“ würdigte sie ihn 2012 als Klassiker der Moderne, als einen Mann, der nie nachließ, Antworten darauf zu suchen, „was Schmuck und Schmücken im künstlerischen Kontext ausmacht“. Lebenslang habe er sich mit dem Wesen des Schmucks auseinandergesetzt, auch in der Lehre. Holzach hat einige Semester bei ihm studiert. Er habe es geschafft, „die Handschrift jedes Studenten herauszuarbeiten und uns so die Möglichkeit eröffnet, uns zu entdecken“.
„Er hat uns mit seiner Persönlichkeit nicht überfahren, sondern eine tiefergehende Haltung vermittelt“, sagt Andi Gut, der den Studiengang an der Hochschule heute leitet und ebenfalls bei Lorenzen studiert hat. Seine Arbeiten seien sehr konzentriert und entfalten ihre Kraft im Detail. Gut erstaunt die Konsequenz, mit der sie Lorenzen immer weiterentwickelt hat. Bis zuletzt. Erst 2015 habe er sich an einer von Gut organisierten Ausstellung in Polen beteiligt mit dem Pergament-Schmuck, der sein Spätwerk auszeichnet – Objekte, die eine große Ruhe und Leichtigkeit ausstrahlen.