Windkraftpläne für Neuenbürg und Schömberg diskutiert: Frust und Zorn bei Gegnern und Befürwortern
Schömberg/Neuenbürg/Enzkreis. Fünf Windkraftanlagen plant die Firma BayWa r.e. auf Staatswaldflächen im Bereich Hirschgarten und auf der Langenbrander Höhe. Drei auf Neuenbürg-Waldrennacher Gemarkung, zwei auf dem Gebiet von Schömbergs Ortsteil Langenbrand. Geplant sind Windräder vom Typ Nordex N 149, die Rotoren mit 149 Metern Durchmesser haben. Damit sind sie größer als die bestehenden Anlagen in Straubenhardt und ein wenig kleiner als die beiden Anlagen mit Rekorddimensionen, die erst Mitte Juni von der Firma Juwi für Engelsbrand beantragt wurden.

Die geplanten Standorte:
Die Pläne und die Untersuchungen zu Schall, Infraschall, Artenschutz, erwartetem Energieertrag und vielem mehr, sind am Dienstag viereinhalb Stunden lang im Bürgerhaus Langenbrand durchforstet worden. Im Gegensatz zum letzten derartigen Verfahren vor dem Bau des Windparks Straubenhardt aber nicht vor vollem Haus. Nur bis zu 50 Zuhörer verfolgten die Debatte – darunter Vertreter von Bürgerinitiativen aus Schömberg, Neuenbürg, Straubenhardt und Engelsbrand, Naturschutzverbände und die Bürgermeister Horst Martin (Neuenbürg), Matthias Leyn (Schömberg) und Thomas Keller (Engelsbrand) mit den Anwälten der Gemeinden.
Hohes Konfliktpotenzial
Dabei sind die Pläne heftig umstritten – in Schömberg zum Beispiel gibt es aktive Initiativen gegen und für Windkraft. Und den drei angrenzenden Kommunen funkt das Genehmigungsverfahren bei eigenen Anstrengungen dazwischen, Teilflächennutzungspläne zur Windkraft aufzustellen. Alle drei Kommunen haben beantragt, das Windpark-Genehmigungsverfahren solange auszusetzen. Das federführende Landratsamt Enzkreis prüft das derzeit. Die Bürgermeister machten deutlich, dass die Erörterung für sie wenig Sinn ergibt, solange noch eigene Gutachten und Untersuchungen laufen. Anwalt Michael Rohlfing, der Schömberg und Engelsbrand vertritt, meint, dass die eine oder andere der gestrigen Sachdebatten am Ende für die Katz gewesen sein könnte.
In der teils emotionalen Erörterung bestätigte sich, was Verhandlungsleiterin Hilde Neidhardt, Umweltdezernentin beim Enzkreis, vorab festgestellt hatte: Ziel könne keine Verständigung zwischen Gegnern und Befürwortern sein. Zu unversöhnlich stehen die Auffassungen einander gegenüber. Wolfgang Arnold oder Axel Poestges von der Langenbrander Bürgerinitiative „Abstand zur Windkraft“, aber auch Anwohnerin Karin Petrik, Unternehmer Andreas Ehnis, Engelsbrands Nabu-Vorsitzender Bernd Clauss oder ein früherer Feuerwehrabteilungskommandant attackierten mit großem Einsatz die Pläne von Betreiber BayWa. Sie erwischten deren Vertreter schon mal bei Unklarheiten etwa beim Brandschutz im Wald oder auch bei der Frage der technischen Normen für die Anlagenzulassung oder verstrickten sie in Diskussionen über die Auswirkungen von Schall in unhörbaren Frequenzen, über die Flugwege von Rotmilanen oder die Erwartungen an Energieerträge. Doch die Zahl der Beiträge war klein. Zum Vergleich: In Straubenhardt dauerte die Windpark-Erörterung im Dezember 2015 und Januar 2016 über drei Tage.
Bei vielen Kritikern wie Horst Martin blieb Skepsis, ob die Debatten echten Einfluss aufs Planverfahren haben. Aber auch Christina Keppler und Helmut Andrä von der Bürgerinitiative Pro Windkraft sind skeptisch frustriert. Zumal ihre Stimmen in der Erörterung, die Einwänden vorbehalten ist, nicht gefragt waren.
Die umfangreichen Sachdebatten wird die PZ in einem weiteren Bericht darstellen.