Gemeinden der Region
Neuenbürg -  23.07.2019
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

17 Jahre nach der Einführung des Euros: Im Freibad Neuenbürg braucht man noch eine D-Mark

Milliarden von D-Mark-Münzen sollen nach Angaben der Deutschen Bundesbank noch immer im Umlauf sein. Einige davon vermutlich auch in Neuenbürg – oder zumindest unter den Besuchern des dortigen Freibads.

Denn in den gut 17 Jahren nach Einführung des Euros scheint sich bislang kaum jemand daran gestört zu haben, dass etliche Schließfächer dort nur mit Ein-D-Mark-Münzen bestückt werden können – wenn sie denn überhaupt mit einem funktionierenden Schloss versehen sind. Auch kaputte Spinde gibt es im Bad einige. Wohl ein Hauch von Nostalgie, der den Neuenbürger ja gerne anheftet, wenn sie von Glanzjahren ihrer Stadtgeschichte schwärmen. Jetzt aber zu behaupten, im Neuenbürger Freibad sei die Zeit stehengeblieben, wäre falsch. Die Investitionen in neue Technik, Solaranlage und der Neun-Meter-Wellen-Rutsche haben hohe Summen aus dem Gemeindeetat verschlungen – in D-Mark gerechnet wäre es übrigens fast der doppelte Betrag. Da bleiben für die Umrüstung der Schließfächer eben nur noch ein paar Groschen.

Um aber nicht gänzlich im Mittelalter – und der Währung damals – zu versinken, will ein städtischer Mitarbeiter in den kommenden Wochen für Abhilfe Sorgen. „Er ist handwerklich sehr geschickt und wird die Schlitze für die Euro-Münzen verbreitern“, sagt Neuenbürgs Kämmerin Gabriele Häußermann. Entsprechende Aufkleber mit dem Euro-Zeichen hat sich die Stadt schon ein paar Pfennige – äh, Cent kosten lassen. Bislang haben die Freibad-Kassendamen mit Chips in D-Mark-Größe aushelfen können, sagt die städtische Finanzchefin: „Diese sind aber nach der Herausgabe oft nicht mehr aufgetaucht und inzwischen verschwunden.“ So wie vielerorts eben die alte Währungseinheit zum Jahreswechsel 2001/2002. Dass bis zum Ende der Badesaison alle Spinde in der Gegenwart angekommen sein werden, hofft Häußermann. Bis dahin ist das Glück mit demjenigen, der an heißen Tagen mit hohem Besucherandrang nicht nur einen Schattenplatz, sondern auch ein Schließfach mit Euro-Schlitz ergattert. Für alle anderen sei empfohlen, neben Badehose und Sonnencreme die letzte Mark aus Omas altem Sparstrumpf einzupacken.

Immerhin sind die Wertschränke nicht auf Reichsmark ausgelegt – der Währung aus der viel beschworenen, „glorreichen Zeit in Neuenbürg als Oberamtsstadt“ in den 1920ern.

Autor: Carolin Kraus