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Enzkreis -  26.05.2021
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18 Stunden festgehalten und gequält: 41-Jährige aus dem Enzkreis erlebt Martyrium

Enzkreis/Pforzheim. Einen wahren Alptraum erlebte eine heute 41-jährige Deutsche aus dem südöstlichen Enzkreis im März 2020. 18 Stunden hielt sie in ihrer eigenen Wohnung ein Mann fest, mit dem sie damals eine Beziehung hatte. Wegen einer Lappalie war das Paar, das im Zuge der Nacht rund fünf Flaschen Wein leerte – der Mann dazu noch einige Bierflaschen – in Streit geraten, der völlig eskalierte und für die Frau in roher Gewalt mündete.

Das Opfer, nach eigenen Angaben mittlerweile trockene Alkoholikerin, wurde dabei mehrmals gewürgt, geschlagen und auch die Nase sei ihr gebrochen worden. "Er wollte mich fertigmachen und mein Leben vernichten", so die Frau am ersten Prozesstag vor dem Amtsgericht Pforzheim.

Sie sagte aus, dass ihr damaliger Partner ihren Festnetztelefonanschluss kappte, ihr Handy kontrollierte und die Tür verriegelte, damit sie keine Hilfe holen konnte. "Er verlangte auch meine externe PC-Festplatte, Bilder und Sexvideos mit meinem Ex-Partner und drohte alles ins Internet zu stellen. Er wollte mein Leben zerstören", so das Opfer der häuslichen Gewalt.

Täter gibt vor Gericht alles zu

Ihr Peiniger gab vor Gericht gegenüber Richterin Moira Landau reumütig alles zu, was ihm die Staatsanwaltschaft in der Anklage vorwarf. Der Mann, der ebenfalls ein Alkoholproblem sowie eine Borderlinestörung wegen früherer Missbrauchserfahrungen in einem Heim hat, nimmt aus Gesundheitsgründen mehrere Medikamente. Zudem hatte er Cannabis im Blut.

Die 41-Jährige, die bis heute nicht wieder im mobilen Altenpflegedienst arbeiten kann, weil sie unter anderem Angst vor Dunkelheit und schnellen Bewegungen hat, versuchte sich mit einem Messer gegen den heute 45-Jährigen zu wehren. Sie verletzte sich dabei jedoch an der Hand.

"Schatz, wir sollten aufhören, jemand von uns blutet", soll der Mann gesagt haben. Doch dann kippte die Stimmung erneut und gipfelte in Gewaltattacken. "Der Angeklagte drückte mir Tampons in die Nase, um das Blut der gebrochenen Nase zu stillen. Er zwang mich immer wieder Schorle und Wein zu trinken, um die Schmerzen zu betäuben", so die Frau. Auch zu Oralsex soll es gekommen sein.

Arzt schließt Schuldunfähigkeit nicht aus

"Ich bin irgendwann nachts aufgewacht, war unten nackt und mit Kot verschmiert", berichtet die Frau weiter. Der Alptraum, der an einem Freitagabend gegen 19.15 Uhr für das Opfer begann, endete erst am Samstag gegen 12 Uhr.

Der Frau gelang schließlich die Flucht in die Wohnung ihrer Vermieterin, wo der Mann selbst die Polizei rief und ihr den Hörer übergab. Die Beamten trafen eine völlig verängstigte Frau an und einen weinerlichen Mann, der sich umbringen wollte.

Der Sachverständige geht aufgrund des Borderline-Syndroms, eines gestörten Selbstwertgefühls, das durch Kränkung, Eifersucht, nicht funktionierender Sexualität in Wut und Hass umschlagen kann, und in Verbindung eines mittelschweren Rausches samt Medikamenten von einer erheblich geminderten Steuerungsfähigkeit des Mannes aus. Auch eine Schuldunfähigkeit schloss der Arzt nicht aus und empfahl die Unterbringung in einer stationären Einrichtung.

Autor: fux