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Bad Wildbad -  26.11.2025
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Bad Wildbader Bergbahnwagen: Zoff ums Geschenk

Bad Wildbad. Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul und wenn doch, dann sollte manchmal nicht ganz so genau hingeschaut und vor allem nicht um die Ecke gedacht werden. Folgende Episode hat sich im altehrwürdigen Saal des Rathauses zu Bad Wildbad bei der Sitzung des Gemeinderats zugetragen: Da spendet die Sparkasse Pforzheim-Calw großzügig 3000 Euro, damit der verrostete alte Bergbahnwagen, der seit Jahren am nördlichen Stadteingang ein trauriges Dasein fristet und wahrscheinlich bald in tausend Einzelteilen den Abhang hinabrutscht, endlich saniert werden kann. Eine schöne Geste – sollte man meinen.

Wer rastet, der rostet: Der alte Bad Wildbader Bergbahnwagen.
Wer rastet, der rostet: Der alte Bad Wildbader Bergbahnwagen. Foto: Röhr

Schließlich ist das einstige Aushängeschild der Stadt heute nur noch ein verrosteter Schandfleck. Und während Verwaltung und Bürgervertreter sich mit einer Lösung schwertun, hat die Sparkasse nun ein angenehmes finanzielles Polster geschaffen. Ein Geschenk, so sollte man meinen, ist per Definition etwas Angenehmes. Die Sparkasse denkt: Da helfen wir doch! Einige Stadträte aber denken: Bloß nicht! Denn – Achtung – man könne das Geld ja nicht zweckgebunden annehmen, solange die Zukunft des Wagens in den Sternen steht. Es gebe viele verschiedene Optionen, was mit dem Wagen geschehen könnte, zwischen denen sich die Stadt erst noch entscheiden müsse.

Eine Allianz aus Freien Wählern und AfD hält in dieser Sache fest zusammen und fordert eine namentliche Abstimmung über die Annahme der Sparkassen-Spende. Da hilft es auch nicht, wenn Bürgermeister Marco Gauger erklärt: „Mit der Spende sind keine Erwartungen verknüpft, wir müssen keine Rechenschaft ablegen.“ Die namentliche Abstimmung kommt und mit einer knappen Mehrheit wird die Spende schließlich angenommen. Die Hoffnung also bleibt: Vielleicht steht der alte Bergbahnwagen ja wirklich bald wieder in neuem Glanz da – als Symbol dafür, dass selbst kleine Beträge etwas Großes in Bewegung setzen können, wenn man sie gemeinsam auf den Weg bringt. Die Sparkasse weiß jetzt, dass ihre Spenden nicht nur sinnvoll, sondern auch unterhaltsam angelegt sind.

Und vielleicht freut sich die Werbeabteilung auch ein kleines bisschen und denkt sich: „Für so viel Aufmerksamkeit hätten wir sonst einen großen Teil des Marketingetats verbraten müssen.“ Nicole Biesinger

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