Bauernhof lockt mit Blick in die Ställe
Keltern-Dietlingen. Einen Tag auf dem Land bescherte der Dietlinger Landwirt Claus Bischoff am Sonntag der ganzen Familie.
Schwungvoll begleitet von der Orchestergemeinschaft Enzkreis lockte der Tag zum Blick hinter die Kulissen und in die Ställe des Gemischtbetriebs mit Schwerpunkt Tierhaltung und Vermarktung, aber auch zum Probieren regional erzeugter Produkte. Fürs Kinderprogramm sorgte neben den Tieren der Freie Kindergarten Keltern. „Meine Eltern haben den Betrieb in den 70er-Jahren aufgebaut als Hobby mit Milchkühen und ein paar Hühnern als Kleintierzucht“, erinnerte sich der 49-jährige Landwirtschaftsmeister, der zusammen mit seiner Familie mittlerweile zwei Mitarbeiter in der Landwirtschaft, fünf im Bereich Verarbeitung und Vermarktung sowie zehn in Teilzeit zum Verkauf und Service beschäftigt: „Als ich damals eingestiegen bin, war für mich klar: ganz oder gar nicht.“ Während in den fast ausschließlich mit eigenem Futter versorgten Geflügelställen rund 6000 Legehennen, 1000 Hähnchen und 100 Puten scharren, teilen sich im Sommer 400 Martini- und Weihnachtsgänse zwischen Luzerne und Maisstoppeln die Auslaufflächen mit 55 Mutterkühen auf der Weide, von denen jede ihr Kälbchen mit der eigenen Milch aufzieht. Zum innovativen Konzept des Hofes, der mit eigenen Holz-Hackschnitzeln beheizt wird, gehören neben der Eigenvermarktung im Hofladen sowie auf den Bauernmärkten in Pforzheim und Birkenfeld mittlerweile eine Bauernhof-Gastronomie, die vor allem mit Hochzeiten die ganze Saison über ausgebucht ist: „Die Auflagen im Bereich der Kühlung und Verarbeitung wurden immer mehr, so dass es sich angeboten hat, gleich noch die Gastronomie mit aufzubauen“, verdeutlichte der 49-Jährige bei der Hofführung, „Mittlerweile haben wir von fast allem etwas.“ Als Krönung bietet seine Frau Daniela Yoga mitten in der Natur an.
Dass das Bauernhofleben aber nicht wie im Bilderbuch abläuft, sondern immer wieder mit Herausforderungen verbunden ist, verdeutlichte Bischoff mit Blick auf das Grünland, das mit fast 70 Hektar einen Großteil der 90 Hektar Fläche ausmacht: Konnte er sonst sogar Grassilage als Energie für eine benachbarte Biogasanlage abgeben, so wurde im trockenen Sommer 2018 das Futter knapp. „Jetzt kommt hinzu, dass wir mit wenig Winterfeuchte in die Vegetation gestartet sind und sich die ganze Problematik erst noch richtig bemerkbar machen wird“, verdeutlichte Bischoff.
Hinzu kommen massive Wildschweinschäden, die mittlerweile fast bis ans Haus heranreichen. Außerdem erschweren strikte Vorgaben und Einschränkungen die Nachsaat geschädigter Bereiche sowie die organische Düngung mit Gülle, insbesondere auf den geschützten FFH-Mähwiesen: „Solche Herausforderungen machen die Landwirtschaft spannend und es ist eine tolle Anerkennung der Besucher, wenn sie so zahlreich zum Hoffest kommen und sich die Hintergründe zeigen lassen.“
„Wir holen unser Fleisch schon immer auf dem Hof und es ist interessant zu sehen, wie die Tiere gehalten werden“, stellten Reiner und Angelika Strohecker aus Huchenfeld fest, die gerne bereit sind, für gute Qualität einen fairen Preis zu bezahlen: „Wenn das Kilo Hähnchen im Discounter zeitweise zwei Euro und damit weniger als ein Küken kostet, läuft irgendetwas richtig falsch.“
