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Maulbronn -  27.05.2022
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Bildungsangebot: Dem Dichter Friedrich Hölderlin auf der Spur

Maulbronn/Sternenfels. Zu einer literarischen Wanderung auf den Spuren des Dichters Friedrich Hölderlin hatte bei schönem Frühlingswetter die Ortsgruppe Sternenfels des Schwäbisches Albvereins eingeladen. Das Freizeitangebot war gemeinsam mit dem Stadtarchiv Maulbronn organisiert worden. Eigentlich hätte die Wanderung zum 250. Geburtsjahrs Hölderlins bereits vor zwei Jahren stattfinden sollen, doch aufgrund der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung verschoben werden.

Der Vorsitzende der Sternenfelser Albvereins-Ortsgruppe konnte im Kloster Maulbronn über 50 Personen begrüßen. Insgesamt hatte die Wanderung sechs Stationen und begann in der Pfründhausruine im östlichen Klosterhof.

Auf diesen Stationen gab Stadtarchivar Martin Ehlers Einblicke in das Leben und Werk des Dichters, der sich gewiss nicht leicht erschließe, „zumal es ihm nicht um Zuhörer geht, vielmehr fordert er zur aktiven Mitarbeit und Auseinandersetzung auf“. Freya Garhöfer, Absolventin des Evangelischen Seminars Maulbronn, rezitierte ausdrucksstark an den jeweiligen Stationen ausgewählte Hölderlin-Gedichte.

Für Hölderlin war die Maulbronner Klosterschulzeit in den Jahren 1786 bis 1788 Chance und Zwang zugleich: Einerseits fühlte er sich bereits in Maulbronn durch die Theologenlaufbahn in seiner frühen Berufung zum Dichter eingeengt, andererseits erschloss ihm die Ausbildung den Zugang zur antiken Welt der Griechen in besonderem Maß. Ohne diese tiefgreifenden Kenntnisse wäre Hölderlins Griechenland als Ideal und Utopie unvorstellbar.

Entsprechend dem Motto des Wandertags ging Ehlers auch auf Hölderlins Wanderjahre nach dessen fünf Studentenjahren in Tübingen ein: „Hölderlin, der rastlos exzentrische Bahnen zieht, nicht nur räumlich, sondern auch sprachlich, kann sich nicht einfügen und passt beziehungsweise findet in keinen Rahmen. Ein vertriebener Wanderer, der vor Menschen und Büchern floh.“ Auf seinen enormen Fußmärschen habe er sich von immenser körperlicher Robustheit gezeigt, vor allem, wenn man an seine Reise von Nürtingen nach Bordeaux denke, von der er im Januar 1802 seiner Mutter schrieb, wie er die „gefürchteten, überschneiten Höhen der Auvergne, in Sturm und Wildnis, in eiskalter Nacht und die geladene Pistole neben sich im rauen Bette überquerte. Abschließend trug Freya Garhöfer am Diefenbacchus in den Weinbergen Diefenbachs das Gedicht „An eine Rose“ vor und enthüllte mit dem Vorsitzendem Bernd Pelz eine Informationstafel zu Friedrich Hölderlin.

Dort wurde auch zu Ehren Hölderlins als Gedenkbaum eine Mispel gepflanzt, die zur Familie der Rosengewächse gehört. Für das leibliche Wohl sorgte der Albverein gemeinsam mit der WG Diefenbach.

Autor: pm