Bürger begeben sich auf die Spuren jüdischen Lebens in Pforzheim
Pforzheim. Vom Hauptfriedhof bis zur Synagoge: Bei einer Rundfahrt mit dem städtischen Denkmalpfleger Christoph Timm im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit entdecken rund 20 Teilnahmer , an welchen Orten Juden in Pforzheim früher wirkten, lebten und arbeiteten.
Jahrhundertealt ist die Geschichte der israelitischen Gemeinde in Pforzheim. Mit den Anfängen im 12. Jahrhundert erlebte sie ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert, jener Epoche, in denen der Gold- und Schmuckhandel in Pforzheim florierte und auch die 1892 erbaute und in der Pogromnacht 1938 zerstörte Synagoge an der Zerrennerstraße entstand. Zur Gemeinde zählten viele namenhafte Familien wie die Kuppenheims, Rothschilds oder auch die Posners.
Von ihnen allen finden sich Spuren auf dem 1877 errichteten jüdischen Grabfeld auf dem Hauptfriedhof, dem Startpunkt der gestrigen Busrundfahrt zu den Stätten jüdischen Lebens mit dem städtischen Denkmalpfleger Christoph Timm im Rahmen der „Woche der Brüderlichkeit“. „Das Feld war von Anfang an eingeplant, innerhalb der Friedhofsmauern. Man sieht, es gab ein friedliches Miteinander“, erklärte Timm den rund 20 Teilnehmern. Auch ein Majolika-Brunnen in der 1917 erbauten Aussegnungshalle, der die NS-Zeit in einem Seitenraum überlebte, erinnert an die Jahre, in denen die jüdische Gemeinde frei und friedlich in Pforzheim leben konnte. Außerdem besonders am jüdischen Friedhof ist seine Beständigkeit – denn nach jüdischem Glauben steht den Verstorbenen die ewige Totenruhe zu, die Gräber werden nicht aufgelöst.
Besonders auffällig, aus rotem Sandstein mit goldener Schrift auf schwarzem Marmor, ist das Grabmal der Familie Kuppenheim. 1857 gründete dessen Oberhaupt, Louis Kuppenheim, seine Schmuckfirma. Eines seiner zehn Kinder war Rudolf Kuppenheim, Pforzheims erster Frauenarzt und konvertierter Christ, der im Siloah arbeitete und Tausende Geburten begleitete. Nach seinem Arbeitsverbot nahmen er und seine Frau sich im Oktober 1940 das Leben, ehe die Nazis sie deportieren konnten. Bereits sein Bruder Hugo, dessen Villa an der Wilferdinger Straße 6 heute das Haus des Handwerks beherbergt, beging 1938 wegen der Judenverfolgung Suizid.
Mehr über die Rundfahrt lesen Sie am Freitag, 13. März,. in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.
