Chanukka und Advent vereinen Pforzheim: Starkes Zeichen für Zusammenhalt und gegen Antisemitismus
In Pforzheim standen Adventskranz und Chanukkia Seite an Seite: Beim gemeinsamen Lichterfest kamen religiöse Gemeinschaften, Politik und Gesellschaft zusammen, um ein Zeichen für Frieden, Respekt und Zusammenhalt zu setzen – und gegen Antisemitismus.
Oder, um es mit den Worten der Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg Muhterem Aras zu sagen: „Heute sind wir aus unterschiedlichen Glaubensfamilien zusammengekommen und werden doch vom gleichen Licht der Chanukkia erhellt.“ Bereits zum zweiten Mal fand der gemeinsame Festakt der Israelitischen Religionsgemeinschaften und der Kirchen in Baden und Württemberg zusammen mit der Stadt Pforzheim im Rahmen von Chanukka 5786 und dem Advent 2025 statt.
Die Tischnamen wie „Liebe“, „Solidarität“, „Vertrauen“ und „Zuversicht“ hätten nicht treffender gewählt sein können, um die rund 250 Gäste, darunter Vertreter der jüdischen Landesverbände, der Religionsgemeinschaften sowie aus Politik und Gesellschaft, im Kleinen Saal zu versammeln und den Lichterabend zu begehen.
Als Erste hat Aras am Samstagabend die Schamasch entzündet, die sogenannte Diener-Kerze und neunte Kerze am jüdischen achtarmigen Chanukka-Leuchter (Chanukkia). Mit der Schamasch werden als „Diener“ anschließend die anderen Lichter entfacht. Die Landtagspräsidentin betont: „Chanukka ist das Fest des Lichts. Wir zünden Kerzen an gegen die Dunkelheit, gegen Resignation, und Vergessen. Dieses Licht ist mehr als eine Erinnerung an ein historisches Wunder. Es ist ein Symbol, das tief im Herzen aller abrahamitischen Religionen verankert ist – im Judentum, im Christentum und im Islam, aber auch darüber hinaus.“
Unter dem Motto „Dein Wort ist eine Leuchte meinen Füßen und ein Licht auf meinem Weg“ wurde der feierliche Abend von Maya Joffe an der Violine und Pavel Khlopovsky an der Gitarre mit zarten Tönen und dem Musikstück „Kumi Ori“ von M. Takeda eröffnet. Dabei stand die Verbundenheit mit den Jesidinnen und Jesiden in Baden-Württemberg im Fokus. In diesem Jahr begegnen sich der Advent, Chanukka und das jesidische Fest Ida-Ezi fast zeitgleich.
„Dass diese drei Feste so nah beieinanderliegen, fast miteinander verschmelzen, ist für uns ein starkes Zeichen der Verbundenheit, des Respekts und des friedlichen Miteinander der Religionen“, unterstrich Ahmet Kurt vom Êzîdischen Zentrum in Baden-Württemberg (mit Sitz in Pforzheim) nach dem Entzünden der fünften Kerze am Chanukka-Leuchter zusammen mit Amir Al Kheder von der Sêxh, der Êzîdischen Gemeinde.
Gedenken an Opfer
Einen wichtigen Platz nahm aber auch das Gedenken an die Opfer des antisemitischen Terroranschlags im australischen Sydney vor einer Woche ein. Viele der Anwesenden nahmen die schrecklichen Geschehnisse zum Anlass, um den Zusammenhalt untereinander zu bekräftigen. „Wir müssen an dieser Stelle ehrlich sein, Sydney ist nur ein Glied in einer Kette. Judenverfolgung und Judenhass, das gibt es leider bei uns in Deutschland, in Europa und weltweit“, betont Staatsminister Gunther Krichbaum. „Es ist eine Kette, die wir durchbrechen müssen, und das ist unser aller Auftrag.“
Diese Veranstaltung fand vor drei Jahren zum letzten Mal im CCP statt.
„Wir haben damals kein Wort über Antisemitismus verloren, wir haben gefeiert. Und genau das ist der Kampf gegen den Antisemitismus: dass heute alle Religionen gemeinsam feiern und solche Abende vertiefen“, ermutigte Rami Suliman, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Pforzheim und Mitorganisator des Abends, und erhielt dafür Applaus.
