Deko-Handgranate in der Werkstatt, Gewehr auf dem Tisch: Gericht prüft Spurenlage in Paulus’ Wohnung
Karlsruhe/Enzkreis/Pforzheim. Nachdem das Karlsruher Landgericht im Paulus-Prozess zuletzt versucht hat, den Tatabend möglichst lückenlos zu rekonstruieren, ging es nun darum, welches Bild sich der Polizei am Folgetag in der Wohnung des Opfers geboten hat und wie die Ermittlungen angelaufen sind.
Der 50-jährige Büchsenmacher Simon Paulus wurde laut Staatsanwaltschaft am Abend des 29. August 2018 vor seiner Wohnung in Gräfenhausen getötet. Seine Leiche wurde aber erst Anfang Oktober vergraben im Wald beim Pforzheimer Wildpark gefunden. Knapp 30 Waffen sind aus seiner Wohnung verschwunden.
Drei Polizisten, die mit zu den ersten am Tatort gehörten, sagten jetzt am fünften Verhandlungstag als Zeugen vor der Schwurgerichtskammer unter Vorsitz von Richter Leonhard Schmidt aus. „Wir sind von einer hilflosen Lage ausgegangen“, erklärte eine 26-jährige Beamtin des Reviers Neuenbürg nach der Alarmierung am frühen Abend durch besorgte Nachbarn. Die Vermieterin habe sie und ihren Kollegen in die Wohnung gelassen: „Die Waffenschränke standen offen, auf einem Tisch lag ein Gewehr, im Schlafzimmer waren Klamotten auf den Boden geworfen, der Laptop lief.“ Eine hinzugezogene 32-jährige Kollegin berichtete, wie sie in einer kleinen Werkstatt hinter dem Wohnzimmer auf mehrere Gewehre und eine Handgranate gestoßen war. Später habe ein Kollege festgestellt, dass es sich um Dekostücke handelte.


Am Mittwoch wird der Prozess vor dem Karlsruher Landgericht fortgesetzt.
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