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Keltern -  05.11.2025
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Familiengerechte Kommune: Zertifizierung in Keltern erst mal verschoben

Keltern. Dass man sich gerne als familiengerechte Kommune zertifizieren lassen würde, darüber waren sich grundsätzlich alle einig. Doch mit Blick auf die damit unter Umständen verbundenen Kosten und Erwartungshaltungen gab es Bedenken unter den Kelterner Ratsmitgliedern. Bedenken, die letztlich so groß waren, dass eine Mehrheit dafür stimmte, das Thema ruhen zu lassen. Vorerst, denn 2027 soll es erneut auf die Tagesordnung kommen.

Steffen Bochinger Keltern
Steffen Bochinger, Bürgermeister von Keltern, sieht in der Zertifizierung als familiengerechte Kommune viele Vorteile. Foto: Meyer

„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, betonte Bürgermeister Steffen Bochinger, der am Dienstagabend im Ratssaal nicht der einzige war, der in einer Zertifizierung als familiengerechte Kommune viele Vorteile sah: Über Fraktionsgrenzen hinweg wurde das Konzept gelobt, das laut Hauptamtsleiterin Nastassia Di Mauro ein mehrstufiges Verfahren vorsieht, in dem zahlreiche Handlungsfelder bedient werden, etwa Familie und Arbeitswelt, Betreuung, Bildung, Erziehung, Beratung und Unterstützung.

Geplant wären zunächst eine Analyse des Bestands und das Entwickeln einer Strategie, bevor nicht nur die Bürger beteiligt würden, sondern auch all jene Interessengruppen, die man als „Stakeholder“ bezeichnet, in diesem Fall etwa Unternehmen oder Verbände. Darauf aufbauend würde man konkrete Ziele, Maßnahmen und Messkriterien definieren und in einer Vereinbarung niederschreiben. Di Mauro geht davon aus, dass man nach etwa einem Jahr an dem Punkt sein könnte, an dem der Gemeinderat durch das Beschließen der Zielvorgaben den Startschuss für die Umsetzungsphase gibt, die anschließend drei Jahre dauern würde, mit einer jährlichen Berichterstattung über die erreichten Fortschritte und Ergebnisse.

Kümmern würde sich die Gemeinde um das Projekt nicht allein, sondern mit Unterstützung eines gemeinnützigen Vereins, der das Zertifikat vergibt und für seine Dienste für vier Jahre insgesamt rund 13.000 Euro verlangt. Eine Summe, an der sich niemand störte: weder im Gemeinderat noch in der Verwaltung. Doch sowohl Di Mauro als auch Bürgermeister Bochinger gaben zu bedenken, dass es bei den 13.000 Euro aller Voraussicht nach nicht bleiben würde. Denn das Umsetzen der Maßnahmen würde auch Geld kosten. Wie viel, das konnte Di Mauro nicht sagen, weil sich das erst im Prozess ergeben würde. Zudem gab sie zu bedenken, dass das Rathaus in nächster Zeit noch mit vielen anderen Konzepten beschäftigt ist, die kostenintensiv und aufwendig sind. Etwa das Verkehrskonzept oder die kommunale Wärmeplanung. Di Mauro hielt es daher für sinnvoll, die Zertifizierung als familiengerechte Kommune „ein bisschen nach hinten zu verlegen“, vielleicht zwei oder drei Jahre. Dafür plädierte auch Bochinger. Nicht zuletzt, weil er befürchtet, dass durch die umfangreiche Bürgerbeteiligung der Wunsch nach einer zeitnahen und möglichst weitreichenden Umsetzung geweckt werden könnte.

Er lobte den Vorschlag von Robin Bischoff (Grüne), das Vorhaben nicht auf Eis zu legen, sondern einen Zeitpunkt zu definieren, an dem es wieder auf die Tagesordnung kommt. Bischoff findet das Thema wichtig, sieht dafür aber aktuell keinen finanziellen Spielraum. Auch Johannes Riegsinger (FWG) stellte klar: „Wir finden das toll.“ Aber auch er will zunächst „auf die Bremse treten“, vor allem mit Blick auf die finanzielle Lage. Benjamin Hauck (SPD) dagegen glaubt, dass man für eine Zertifizierung gar nicht alle vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen müsste, sondern einen Mittelweg gehen könnte. Ähnlich sah das seine Fraktionskollegin Susanne Nittel, die den Eindruck hatte, dass sich ihre Ratskollegen „zu viele Schreckgedanken“ über die Finanzen machen. Schieben wollte sie das Projekt ebenso wenig wie Christin Grüne (Grüne), die zu bedenken gab, dass man das seit ein paar Jahren tue. „Und jetzt schieben wir es nochmal.“