Gemeinden der Region
Neuenbürg -  03.12.2019
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Feuerteufel in Neuenbürg: Ex-Stadtrat Andreas Bittighofer erstattet Strafanzeige wegen versuchten Mordes

Neuenbürg. Man spürt es noch am frühen Morgen an seiner Stimme am Telefon. Andreas Bittighofer ist erregt. Seine Nacht war kurz, der Schrecken groß. Direkt vor seinem Haus an der Schauinslandstraße in Neuenbürg und schräg gegenüber sind am Dienstagmorgen gegen 3 Uhr zwei Autos in Brand geraten, die wie drei andere Fahrzeuge in Ersingen und Neuenbürg aller Wahrscheinlichkeit nach von einem oder mehreren Brandstiftern angezündet wurden. Und jetzt will Bittighofer bei der Polizei eine Strafanzeige wegen versuchten Mordes stellen. Dafür hat er gute Gründe.

Er hat zwei Söhne im Alter von 13 und 14 Jahren, deren Kinderzimmer zum Tatort hin liegt. In der Regel würden die Jungen mit leicht gekipptem Fenster schlafen. Das heißt: Der dichte Qualm, der bei einem Autobrand entsteht, weil Schmierstoffe, Gummi und Plastik mit hohem Rußfaktor und jeder Menge giftiger Gase in Flammen aufgehen, kann durchs Fenster ins Schlafzimmer ziehen. Und dann kann dies für Schlafende zur Todesfalle werden, denn Opfer einer Rauchgasvergiftung merken oft nicht oder viel zu spät, dass ihnen gerade der Erstickungstod droht.

Drei Autos wurden damals in Neuenbürg offenbar angezündet, ein viertes durch das Feuer beschädigt.
Drei Autos wurden damals in Neuenbürg offenbar angezündet, ein viertes durch das Feuer beschädigt.
Extrem gefährlich ist der Job, den die Feuerwehrleute bei den Autobränden in der Region machen müssen – wie hier in Neuenbürg.
Extrem gefährlich ist der Job, den die Feuerwehrleute bei den Autobränden in der Region machen müssen – wie hier in Neuenbürg.

Bittighofer: "Man konnte darin nicht atmen"

Dass dies nicht bloße Theorie ist, hat Bittighofer in einem ebenfalls zur Straßenseite hin gelegenen Duschraum festgestellt, dessen Oberlicht wegen des Luftaustausches einer Gastherme leicht geöffnet war. „Der Raum war total verraucht und voller Gas. Man konnte darin nicht atmen“, sagt er am Dienstagmorgen gegenüber PZ-news.  

Zum Glück hatte ein Sohn außerhalb geschlafen und der zweite Sohn im elterlichen Schlafzimmer auf der anderen Wohnhausseite. Dennoch sei sein im Haus verbliebener Sohn unter Schock gestanden. Er habe sich nicht mehr ins Kinderzimmer getraut, von dem aus er das ausgebrannte Autowrack sehen konnte, das noch lange nach dem Ablöschen Brandgeruch ausströmte.

Für Bittighofer ist klar: Er will das nicht als bloße Sachbeschädigung sehen, er will, dass die Täter wissen, was sie tun, für was sie verantwortlich sind, wenn sie solche Brände legen. „Sie bringen Menschenleben in Gefahr“, sagt der Rechtsanwalt und frühere CDU-Stadtrat in Pforzheim und Neuenbürg. Und daher will er heute noch Anzeige wegen versuchten Mordes erstatten.

Hat ein Brandstifter zuvor in der Schauinslandstraße fotografiert?

Auch die Schadenshöhe sei wohl weit höher als zunächst von der Polizei geschätzt, denn unter den ausgebrannten Wracks hätten sich wertvolle Mercedes-Modelle befunden. Bittighofer geht von einem Schaden in Höhe von 150.000 Euro aus.

Mulmig war es einigen Anwohnern der Schauinslandstraße schon seit rund zwei Wochen. Unbekannte sollen in der Straße fotografiert haben. „Da haben wir natürlich zuerst an Einbrecher gedacht“, sagt Bittighofer. Waren es vielleicht die Brandstifter, die hier ausgekundschaftet haben, um möglichst schnell und effektiv und sicher die Flammen züngeln zu lassen?

Ein Nachbar habe in der Brandnacht auf einer Überwachungskamera eventuell etwas aufnehmen können, sagt der Rechtsanwalt, aber das Material sei wohl nicht sehr detailliert. Immerhin könnte das den Ermittlern helfen, wenn auf dem Videomaterial Verwertbares zu sehen ist. Personen, die sachdienliche Angaben machen können, werden gebeten, sich mit dem Kriminaldauerdienst Karlsruhe unter Telefon (0721) 666-5555 in Verbindung zu setzen.

Auch in Eisingen waren Autos angezündet worden.
Auch in Eisingen waren Autos angezündet worden.
Im Dezember brannten unter anderem zwei Autos in Ersingen.
Im Dezember brannten unter anderem zwei Autos in Ersingen.